Kommt man nach Hause, ist die Wohnung dunkel, leer – und niemand da, der auf einen wartet. Rund 41 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind Einpersonenhaushalte. Im europaweiten Vergleich leben damit hierzulande deutlich mehr Menschen alleine: Der EU-Schnitt liegt bei 33 Prozent. Forscher der französischen Universität Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines haben jetzt einen Zusammenhang zwischen Alleinleben und psychischen Problemen gefunden. Wer alleine wohnt, hat ein 1,5- bis 2,5-mal höheres Risiko Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen zu bekommen als Menschen, die in Mehrpersonenhaushalten leben.
Grundlage der Studie waren Daten von etwa 20.500 Versuchspersonen aus England, die an der sogenannten „National Psychiatric Morbidity“-Erhebung teilgenommen haben. Wissenschaftler haben dabei mit Interviews und Fragebögen deren psychische Gesundheit ermittelt. Auch Größe, Gewicht, mögliche Alkoholabhängigkeit und Drogenkonsum, das soziale Netzwerk sowie Gefühle von Einsamkeit haben sie abgefragt. Die Untersuchung wurde dreimal durchgeführt: 1993, 2000 und 2007. In allen drei Jahren zeigte sich der statistische Zusammenhang zwischen Alleinleben und der Verbreitung psychischer Erkrankungen.
Dass die Wohnsituation tatsächlich die Ursache für Depressionen & Co. ist, lässt sich aus den Daten jedoch nicht eindeutig ableiten. Vielmehr scheint die Einsamkeit eine wichtige Rolle zu spielen: Wer sich einsam fühlte, bei dem war das Risiko für eine psychische Erkrankung besonders hoch. Schließlich kann das Alleinleben auch bewusst gewählt sein – einen ruhigen Rückzugsort zu haben, in dem Niemand stört, ist für viele eine positive Situation. Einsamkeit hingegen steht eher für den ungewollten Verlust sozialer Verbindungen.