Was ist Akupunktur: Definition
Der Begriff Akupunktur bezeichnet ein Verfahren, bei dem der Akupunkteur feine Nadeln in die Haut der zu behandelnden Person sticht. Es handelt sich hierbei um eine Heilmethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Diese alte asiatische Lehre geht davon aus, dass die Lebensenergie Qi den Menschen auf bestimmten Leitbahnen (sogenannte Meridiane) durchströmt.
Die Meridiane befinden sich an über 700 Stellen dicht unter der Hautoberfläche, rund 400 nutzt die TCM als Akupunkturpunkte. Die Nadeln sollen Blockaden des Energieflusses beseitigen und dafür sorgen, dass das Qi harmonisch fließen kann.
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Akupunktur: Diese Wirkung soll sie haben
Wie genau Akupunktur funktioniert, beziehungsweise wie genau sie auf den Körper wirkt, ist bis heute wissenschaftlich noch nicht geklärt. Einige Theorien gehen davon aus, dass Akupunktur die Durchblutung anregt und die Nadelstiche in die Akupunkturpunkte bewirken, dass der Körper Substanzen produziert, die Schmerzen reduzieren oder die Stimmung heben.
Vermutlich spielt aber auch der Placebo-Effekt eine wichtige Rolle bei der Akupunktur. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass es Patienten besser geht, obwohl sie eine Behandlung ohne (nachweisbare) Wirkung bekommen haben. Der positive Effekt entsteht lediglich durch die Erwartung des Betroffenen, dass die Therapie wirksam sein wird.
Und schließlich spielen wohl auch Kopf und Emotion eine Rolle: Bei einer Akupunkturbehandlung nimmt sich der Akupunkteur oft mehr Zeit für den Patienten, als dies in einer schulmedizinischen Praxis der Fall ist. Allein das Gefühl, ernstgenommen und ohne Eile behandelt zu werden, könnte dazu führen, dass sich einige Menschen nach einer Akupunktur besser fühlen.
Wann die gewünschte Wirkung eintritt, und ob überhaupt, ist von Fall zu Fall verschieden. Manche spüren bereits nach der ersten Behandlung eine Besserung, andere erst nach vier bis fünf Sitzungen, bei wieder anderen wirkt sie überhaupt nicht.
Akupunkturbehandlung in Ihrer Nähe finden
In Deutschland dürfen Heilpraktiker und Ärzte körperliche Behandlungen durchführen. Um Akupunktur als Therapiemethode anbieten und anwenden zu dürfen, müssen sie eine Weiterbildung von 200 Stunden absolvieren.
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Akupunktur: Kosten der Behandlung
Die meisten Akupunkturbehandlungen sind sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL), die der Patient selbst bezahlen muss. Pro Sitzung fallen im Durchschnitt 30 bis 70 Euro dafür an.
Seit 2007 übernimmt die gesetzliche Krankenkasse für bestimmte Akupunkturbehandlungen die Kosten, zum Beispiel im Rahmen einer Therapie bei chronischen Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder bei Kniegelenksarthrose. Voraussetzung dafür ist, dass Sie die Akupunktur bei einem Arzt durchführen lassen, der eine entsprechende Zusatzausbildung nachweisen kann.
Akupunktur-Anwendungsgebiete: Hier kommt sie zum Einsatz
Auch wenn die Wirkung der Akupunktur wissenschaftlich nicht belegt ist, kommt sie bei verschiedenen Beschwerden zum Einsatz, zum Beispiel soll Akupunktur bei der Raucherentwöhnung ebenso helfen wie bei Allergien oder beim Abnehmen. Weitere Anwendungsbereiche sind:
- Akupunktur bei Tinnitus (soll Schmerz- und Verspannungsreaktionen mindern, die die Beschwerden auslösen oder verstärken können)
- Akupunktur bei Kopfschmerzen/Migräne (führte in einer Studie bei chronischem Kopfschmerz zu einer Reduktion der Kopfschmerztage im Jahr)
- Akupunktur bei Rückenschmerzen (soll Schmerzen kurzfristig lindern können, unterstützende Maßnahme zu Bewegung und Medikamenten). Die Akupunktur bei chronischen Lendenwirbelsäulenproblemen (LWS) übernimmt sogar die gesetzliche Krankenkasse.
- Akupunktur bei Schmerzen der Halswirbelsäule (HWS)/Nackenschmerzen (soll moderat und kurzfristig schmerzlindernd wirken)
- Akupunktur in der Schwangerschaft/Geburtsvorbereitung (ergänzend zu anderen Maßnahmen wie Schwangerschaftsgymnastik und Atemübungen; soll die Wehenkoordination günstig beeinflussen und die Geburtsdauer verkürzen)
Aber: Akupunktur bei Schlafstörungen bzw. Insomnie kann laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) dagegen aufgrund der schlechten Datenlage momentan nicht empfohlen werden.
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Akupunktur: Ablauf einer Behandlung
Meist liegt der Patient bei einer Akupunktur. Die Durchführung und auch, wie oft und in welchen Abständen der Arzt eine Akupunktur macht, hängt von den zu behandelnden Beschwerden ab und davon, wie der Betroffene auf die Behandlung anspricht. Übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten, haben Betroffene für gewöhnlich Anspruch auf bis zu zehn Sitzungen innerhalb von sechs Wochen.
Generell sticht der Akupunkteur feine sterile Nadeln in die Haut, je Sitzung sind es im Schnitt sechs bis 14 Stück. Sie sind speziell geschliffen, weshalb die Einstiche kaum zu spüren sind. Der Akupunkteur setzt sie dort, wo er in der vorangehenden Suche entsprechend behandlungsbedürftige Punkte ausgemacht hat.
Die Nadeln verbleiben je nach Krankheitsbild 15 bis 30 Minuten in der Haut. Währenddessen fühlen manche Menschen im Körper ein Gefühl der Wärme und/oder Schwere. Das reine Nadelsetzen lässt sich um verschiedene Stimulationstechniken ergänzen, um bestimme Wirkungen zu erzielen. Zum Beispiel kann der Akupunkteur die Nadeln erwärmen (Moxen genannt).
Die Nadeln lassen sich für gewöhnlich schmerzfrei entfernen. Nach der Behandlung sollte sich der Patient schonen, damit der Körper seine Selbstheilungskräfte voll entfalten kann.
Akupunktur: Diese Nebenwirkungen können auftreten
Da die Nadeln nur einmal verwendet werden und steril sind, gibt es kaum Probleme mit Entzündungen oder Infektionen. Manchmal blutet es ein wenig dort, wo die Nadel gesteckt hat, oder es entsteht ein kleiner Bluterguss an der Einstichstelle.
Selten treten nach der Akupunktur Bewusstlosigkeit, Schwindel, Nervenreizungen oder generell schwere Nebenwirkungen auf. Wenn, dann müssen sie umgehend behandelt werden. Je erfahrener der Akupunkteur ist, desto unwahrscheinlicher sollten Nebenwirkungen sein.
Manchmal bewirkt die Akupunktur zunächst eine Verschlechterung der Symptome. Normalerweise ist dies aber kein Grund zur Sorge und bedeutet auch nicht, dass die Akupunktur nicht wirkt. Diese sogenannte Erstverschlimmerung gilt unter Akupunkteuren vielmehr als Zeichen dafür, dass der Körper auf die Behandlung anspricht.
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Laserakupunktur
Die Laserakupunktur ist eine moderne Version der traditionellen Akupunktur. Sie eignet sich zum Beispiel für Menschen, die Angst vor Nadeln haben. Bei der Laserakupunktur behandelt der Arzt die Akupunkturpunkte mit einem Laserstift.
Elektroakupunktur
Die Elektroakupunktur nach Voll (EAV) ist nach Ihrem Entwickler, dem Arzt Dr. Reinhold Voll, benannt. Mit diesem Verfahren lassen sich akute und chronische Krankheiten feststellen, indem der elektrische Leitwert an Meridianen und Akupunkturpunkten ermittelt wird.
Das heißt, an bestimmten Akupunkturpunkten legt der Arzt einen Reizstrom an, der Auskunft über die lokale Leitfähigkeit des Gewebes und dessen Regulationsfähigkeit geben soll. Um diese Faktoren zu bestimmten, gibt es eine definierte Skala von 1 bis 100.
Der Normwert liegt bei 50, also in der Mitte, Abweichungen deuten auf toxische Belastungen (zum Beispiel Umweltgifte) oder Erkrankungen hin. Diese Form der Akupunktur bedarf keiner Nadeln, der Behandelnde arbeitet mittels eines speziellen elektronischen Akupunkturgeräts.
Quellen
- S1-Leitlinie: Therapie des episodischen und chronischen Kopfschmerzes vom Spannungstyp und anderer chronischer täglicher Kopfschmerzen (Deutsche Gesellschaft für Neurologie); Stand: 2015
- S3-Leitlinie: Insomnie bei Erwachsenen (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM)); Stand: 2017
- S3-Patientenleitlinie: Chronischer Tinnitus (Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V.); Stand: August 2021
- S1-Handlungsempfehlung: Nackenschmerzen (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)); Stand: 2016
- Patientenleitlinie: Kreuzschmerz (Bundesärztekammer et al.); Stand: 2017
- Curtis, P et al.: Acupuncture for Birth Preparation and Delivery: How Investigating Mechanisms of Action Can Generate Research; Journal of Evidence-Based Integrative Medicine; 2006; DOI: 10.1177/1533210106298060
- Vickers, A. J: Acupuncture for chronic headache in primary care: large, pragmatic, randomised trial; The BMJ 27; 2004; DOI: 10.1136/bmj.38029.421863.EB
- Budiman, David: Triggerpunktakupunktur bei Tinnitus; Tinnitus-Forum, Zeitschrift der Deutschen Tinnitus-Liga; 3-2018; S. 43-53
- Online-Informationen Deutsche Akademie für Akupunktur (DAA e. V.): www.akupunktur.de; Abruf: 6.12.2021
- Online-Informationen Internationale Gesellschaft für Chinesische Medizin e. V.: www.tcm.edu; Abruf: 29.11.2021
- Online-Informationen Medizinische Gesellschaft für System- und Regulationsdiagnostik – EAV e.V.: www.eav.de ; Abruf: 6.12.2021
- Deutsche Akademie für Akupunktur, Infomaterial: Laserakupunktur; Stand: 2021
- Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. (DÄGfA), Infomaterial: Akupunktur und chinesische Heilkunst; Stand: 2021