Tinnitus: Behandlung
Was hilft gegen Tinnitus? Die Behandlung des Tinnitus richtet sich sowohl nach der Ursache, der Dauer und Schwere der Erkrankung. Von diesen Faktoren hängt auch ab, ob ein Tinnitus vollständig heilbar ist.
Generell lässt sich sagen, dass bei Tinnitus-Patienten, die an einer Hörminderung oder Schwerhörigkeit leiden, ein Hörgerät sehr ratsam ist. Sobald sie die Geräusche des Alltags wieder besser und genauer hören, verschwindet in der Regel der Tinnitus oder ist zumindest deutlich schwächer wahrnehmbar. Denn das Gehirn versucht dann nicht mehr, fehlende akustische Signale auszugleichen.
Hörgeräte haben leider noch immer das Stigma, eine Person alt erscheinen zu lassen, und werden deswegen von vielen Menschen, die sie dringend bräuchten, nicht getragen. In Deutschland leidet heute jeder dritte über 50 Jahren an einer Hörminderung. Hörgeräte gibt es zudem mittlerweile in kleinen Größen, die im Ohr getragen werden können und somit äußerlich kaum oder gar nicht sichtbar sind.
Behandlung eines chronischen Tinnitus
Besteht der Tinnitus schon seit mehreren Monaten, hat die Behandlung hauptsächlich das Ziel, das lästige Ohrgeräusch zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Kognitive Verhaltenstherapie: Bei einem chronischen Tinnitus ist die kognitive Verhaltenstherapie die bislang bewährteste Methode. Sie ist wissenschaftlich ausreichend untersucht und ihre Wirksamkeit ist belegt. Das oberste Therapieziel ist, dem Ohrgeräusch möglichst keine Aufmerksamkeit zu schenken und somit schrittweise zu verlernen, es zu hören.
Dies gelingt, wenn der Betroffene in der Therapie lernt, seine Einstellung gegenüber dem störenden Ohrgeräusch zu verändern (es beispielsweise nicht mehr als Problem anzusehen, sondern als etwas, das eben zu seinem Körper dazugehört) und sich wieder mehr auf angenehme Dinge zu konzentrieren.
Achtung: Wer krampfhaft versucht, den Tinnitus wegzubekommen, wird ihn wahrscheinlich noch penetranter wahrnehmen. Eine möglichst entspannte Einstellung hingegen unterstützt das Ausblenden des Ohrgeräuschs.
Retraining: Eine weitere Methode, das Ohrgeräusch zu verdrängen, ist das Tinnitus-Retraining. Es besitzt Elemente der Verhaltenstherapie und basiert auf einem ähnlichen Grundprinzip: der Tinnitus ist ein Wahrnehmungsproblem. Beim Retraining soll der Betroffene lernen, sich das Hören des Ohrgeräuschs abzutrainieren (wörtlich übersetzt: „zurücktrainieren“).
Zunächst erfolgt ein sogenanntes Counseling. Hierbei erhält der Patient in einer Art Unterricht zahlreiche Informationen über den Tinnitus und seine neurophysiologische Entstehung. Danach kommen meist Rauschgeräte zum Einsatz. Diese sind so klein wie ein Hörgerät, haben aber kein Mikrofon, sondern dienen nur dazu, ein Rauschen herzustellen.
Während das eine Gerätmodel, „Masker“ genannt, ein lauteres Rauschen produziert, das den Tinnitus überdeckt (maskiert), stellt der „Noiser“ ein leises Rauschen her, das auf einem gleichwertig hohen Geräuschpegel wie der Tinnitus ist und diesen sozusagen in andere Geräusche einbettet, damit er weniger präsent ist.
Beide Geräte haben den Zweck, dass der Patient sich an das andere Geräusch (das Rauschen durch den Masker oder Noiser) zunehmend gewöhnt und das Tinnitus-Geräusch mit der Zeit kaum oder gar nicht mehr hört. Das Gehirn wird sozusagen darauf konditioniert, den Tinnitus nicht mehr wahrzunehmen.
Methoden bei Schlafstörungen: Das Ohrgeräusch hört man abends, wenn es ruhig ist, natürlich noch besser. Manche Betroffene konzentrieren sich dann so stark auf den Tinnitus, dass sie Probleme mit dem Einschlafen bekommen. Häufig fangen sie an zu grübeln, mit der Zeit kann sich das zu Ängsten und Verzweiflung steigern.
Hilfreich ist es, sich von dem Lärm im Ohr abzulenken, indem man anderen, entspannenden Geräuschen lauscht, etwa sanfter Musik, einer App mit Meeresrauschen oder einem Hörbuch (Tipp: Manchen Jugendlichen und jungen Erwachsenen tut es abends gut, eine CD aus ihrer Kindheit wie die Drei Fragezeichen zu hören, weil sie sich dann geborgen und entspannt fühlen). Wer abends lieber eine Folge seiner Lieblingsserie guckt, kann dies ebenfalls tun. Hauptsache, der Tinnitus tritt in den Hintergrund.
Entspannungsmethoden: Da Stress einen Tinnitus verstärken kann, helfen Entspannungstechniken wie Yoga oder Übungen aus dem autogenen Training, der progressiven Muskelrelaxation oder Meditation, den Lärm im Ohr zu lindern.
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Auch ein Coaching und Stressmanagement-Seminar kann Betroffenen helfen, neue Methoden zu lernen, um mit Stress besser umzugehen und den Tinnitus so loszuwerden.
Musiktherapie: Gute Erfolge hat auch die Musiktherapie bei Tinnitus erzielt. In einer Studie der Universität des Saarlandes machten Tinnitus-Patienten eine sogenannte Neuro-Musiktherapie, bei der sie Melodien nachsummen und Singen oder einem Instrument Musik produzieren und ihrem Gehirn somit neue akustische Signale liefern. Es sollten vor allem die Tonlagen sein, die das das Ohr nicht mehr ans Gehirn weiterleitet. Registriert das Hörzentrum diese Töne wieder, kann dies den Tinnitus lindern.
Bereits nach fünf Tagen Musiktherapie war bei 80 Prozent der Patienten das lästige Ohrgeräusch deutlich reduziert, bei acht Prozent war es sogar komplett verschwunden.
Auch im MRT (Magnetresonanztomografie) zeigten sich nachweisbare Veränderungen im Gehirn der Patienten: die Zellen, die im Gehirn den Höreindruck verarbeiten, waren nachgewachsen und die Hörareale wurden dadurch gestärkt.
Alternative Heilmethoden: Es gibt bislang keine wissenschaftliche Untersuchung, die bestätigt, dass der Einsatz von homöopathischen Mitteln einen Tinnitus lindern kann. Diese Präparate können allerdings als Placebo dienen und auf die Weise ein Gefühl der Hilflosigkeit (das einige Tinnitus-Patienten haben) reduzieren. Auch Hausmittel, die die Durchblutung steigern sollen, wie etwa ein Ingwertee oder Knoblauch, können einen Tinnitus nicht nachweislich reduzieren.
Ob Akupunktur einen wirksamen Effekt bei einem Tinnitus hat, konnte bislang ebenfalls wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Es gibt Patienten, die nach der Behandlung mit den Nadeln eine Linderung des Ohrgeräusches beobachteten. Es bleibt die Frage, ob dies an der Akupunktur selbst, an der entspannenden Wirkung der Behandlung oder am Placebo-Effekt liegt.
Tinnitus: Ursachen
Objektiver und subjektiver Tinnitus
Ein Tinnitus kann verschiedene Ursachen haben. Es kommt zudem darauf an, ob das Ohrgeräusch durch eine physikalische Schallquelle im Ohr oder in der Nähe des inneren Ohrbereichs des Betroffenen entsteht, wie etwa durch eine hörbare Strömung des Blutes in den Arterien, die durch eine Gefäßverengung entstehen kann. Betroffene nehmen es oft als pulsierendes Geräusch wahr. Auch der behandelnde Arzt kann es mit dem Stethoskop hören und mit einem Instrument messen. Mediziner sprechen hierbei von einem objektiven Tinnitus.
Weitere Ursachen für einen objektiven Tinnitus sind:
- Gefäßanomalien (zum Beispiel ein Aneurysma)
- Verspannung der Muskeln im Ohrbereich
- unwillkürliche Muskelzuckungen im Mittelohr (Betroffene hören dies meist als klickendes Geräusch)
- eine zeitweise oder dauerhafte Öffnung der Tube (Ohrtrompete)
- Glomustumor (ein gutartiger Tumor im Bereich der Halsschlagader)
- Herzklappenerkrankungen, Anämie (Blutarmut)
Viel häufiger kommt jedoch ein subjektiver Tinnitus vor, das heißt: nur der Betroffene nimmt das Ohrgeräusch wahr. Es entsteht durch eine fehlerhafte Informationsverarbeitung im Hörsystem. Die Ursachen für diesen Tinnitus sind vielfältig, einer der Hauptauslöser ist Stress.
Ursachen für einen subjektiven Tinnitus
Stress: Überbelastung löst im Körper zahlreiche Reaktionen aus. So wird eine vermehrte Menge an Kortisol und Adrenalin ausgeschüttet, was dazu führt, dass sich die Blutgefäße verengen und der Blutdruck ansteigt. Dies kann besonders die kleinen Blutgefäße (Kapillaren) beeinträchtigen und es kann etwa im Innenohr, wo zahlreiche feine Gefäße verlaufen, zu Gefäßverengungen und -verschlüssen kommen. Im schweren Fall kann ein Hörsturz und eine Hörminderung entstehen. Bei einem Hörsturz hat der Betroffene plötzlich das Gefühl, Watte im Ohr zu haben, und hört Geräusche nur noch dumpf.
Psychische Erkrankungen: Ein Tinnitus tritt oft zusammen mit einer psychischen Erkrankung auf. So lässt sich bei 90 Prozent aller Menschen, die wegen eines belastenden chronischen Ohrgeräuschs in einer Tinnitus-Klinik behandelt werden, eine Depression diagnostizieren. Es kann sein, dass die Depression als Folge des permanenten leidvollen Ohrgeräusches entstand oder aber, dass die depressive Erkrankung die Entstehung eines Tinnitus begünstigt hat.
Hinzu kommt, dass Menschen, die zu negativem Denken neigen, die Ohrgeräusche häufiger noch negativer bewerten als sie eigentlich sind. Überzeugungen wie „Ich höre durch den Tinnitus viel schlechter“ oder „Der Tinnitus macht mein Leben kaputt“ sind bei ihnen häufiger anzutreffen als bei Menschen, die das Leben gelassener und optimistischer betrachten. Ihnen gelingt es eher, das störende Ohrgeräusch gedanklich auszublenden und zu „überhören“.
Schwerhörigkeit: Eine Schwerhörigkeit ist oft mit einem Tinnitus verbunden. Wenn das Ohr Töne aus einem bestimmten Frequenzspektrum nicht mehr oder nur schwach an das Gehirn weiterleitet, bemerkt das dortige Hörzentrum, das nach Frequenzen geordnet ist, sofort den Mangel. Dies kann man sich wie bei einem Klavier vorstellen, bei dem plötzlich eine Taste fehlt. Das Gehirn versucht den fehlenden Ton – wie bei dem Verstärker einer Musikanalage – lauter zu drehen, um ihn weiterhin zu hören. Dadurch kann ein Tinnitus entstehen.
Hörsturz: Ein Hörsturz (Ärzte sprechen auch von einem Ohrinfarkt) entsteht vermutlich aufgrund von Durchblutungsstörungen der kleinsten Gefäße (Kapillare) im Innenohr. Meistens kommt es danach zu einer Hörminderung, bei 70 Prozent der Betroffenen entwickelt sich ein Tinnitus.
Lärm: Starker Lärm, wie er etwa bei einem Konzert entsteht, kann die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr schädigen. Nach einem Konzert haben deshalb viele Menschen ein leichtes Ohrgeräusch (etwa ein Ohrenfiepen), in der Regel verschwindet es aber bald wieder. Wer allerdings häufiger „ohrenbetäubende“ Konzerte besucht, hat ein erhöhtes Risiko, dass sein Gehör dauerhaft geschädigt wird und sich ein Tinnitus entwickelt.
Auch wer sich häufig in einer lauten Umgebung aufhält, etwa, weil er auf einer Baustelle oder an einer Kreissäge arbeitet, oder gar ein akustisches Trauma, ein sogenanntes Knalltrauma (das ist ein kurzer Knall mit einem Schalldruckpegel ab 125 Dezibel) erlitten hat, weil beispielsweise ein Schuss oder ein Silvester-Böller in seiner direkten Nähe abgefeuert wurde, kann einen Tinnitus bekommen.
Probleme mit der Halswirbelsäule (HWS) oder mit dem Zahn-Kiefer-Bereich: Manche Ärzte sind der Meinung, dass muskuläre Verspannung und Fehlstellungen einen Tinnitus begünstigen können. Denn Halswirbelsäule (umgangangssprachlich auch Nacken genannt), Kiefer, Ohren und Hörnerv stehen in einem engen anatomischen Zusammenhang. So sind die Hirnnervenkerne, die die Steuerzentrale des Hörnervs bilden, über Nervenbahnen mit den Gelenken der oberen Halswirbelsäule verbunden. Außerdem verlaufen die Arterien, die die Hirnnervenkerne mit Blut versorgen im Halswirbelsäulenbereich durch die Wirbelknochenfortsätze.
Daher kann es bei Verschleißerscheinungen (Arthrose) der Wirbel zu einer schlechteren Durchblutung der Hirnareale, die für das Hören zuständig sind, kommen und ein Ohrgeräusch entstehen.
Auch eine Fehlstellung der Halswirbelsäule, wie etwa ein Schiefhals (Skoliose), eine Halswirbelsäulenverletzung (etwa durch ein Schleudertrauma infolge eines Verkehrsunfalls), Zähneknirschen (Bruxismus), eine Kieferfehlstellung sowie eine falsche chiropraktische Behandlung, die zu einer Blockade der Halswirbel führt, kann einen Tinnitus verursachen.
Weitere Ursachen für einen subjektiven Tinnitus sind:
- Innen- und Mittelohrerkrankungen, wie etwa eine Mittelohrentzündung, Otosklerose (eine Verknöcherung im Übergangsbereich von Steigbügel und Innenohr), Morbus Menière (Anfälle von Drehschwindel, die mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein können)
- Internistische Erkrankungen, zum Beispiel Arterienverkalkung (Arteriosklerose), Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen
- Eine starke Druckänderung wie sie etwa beim Tauchen oder Fliegen entsteht, kann ebenfalls ein Ohrgeräusch auslösen
- Ein Tumor der Hör- oder Gleichgewichtsnervs („Akustikusneurinom“), oft treten dabei auch Schwindel und eine Hörminderung auf.
- Trommelfellperforation (wenn das Trommelfell zum Beispiel durch äußere Gewaltanwendung oder starken Lärm verletzt ist, können Ohrgeräusche auftreten)
- Funktionsstörung der Ohrtrompete (wird sie nicht mehr ausreichend belüftet, tritt ein Druckgefühl im Ohr auf, viele Betroffene nehmen ein Knackgeräusch beim Schlucken wahr)
- Einige Medikamente wie bestimmte Chemotherapeutika, Antibiotika, Diuretika sowie Mittel gegen Malaria können ein Ohrgeräusch verursachen
- keine erkennbare Ursache (lässt sich kein Grund für die Ohrgeräusche finden, sprechen Ärzte von einem idiopathischen Tinnitus)
Tinnitus bei Kindern
Wenn Kinder plötzlich an Ohrengeräuschen leiden, steckt meist eine Mittelohrentzündung, eine Gehörgangsentzündung oder ein Ohrenschmalzpfropfen dahinter. Wenn die Erkrankung bzw. Verstopfung des Gehörgangs behandelt wird, verschwindet in der Regel das Geräusch in den Ohren wieder.
Eine weitere Ursache für einen Tinnitus in jungem Alter, sind häufige Besuche von Konzerten und Diskotheken sowie eine Dauerbeschallung der Ohren mit Kopfhörern. Haben die Kinder und Jugendlichen an sich ein normal funktionierendes Gehör, nimmt der Tinnitus seltener einen chronischen Verlauf. Bei schwerhörigen Kindern hingegen ist dies häufiger der Fall.
Psychische Gründe für die Entstehung eines Tinnitus sind im Kinder- und Jugendalter zwar eher selten, aber dies kommt vor. Folgende Signale deuten darauf hin, dass die Ohrgeräusche psychische Ursachen haben könnten:
- Der Tinnitus ist bei dem Kind hat während oder direkt nach einer emotional belastenden Situation entstanden, etwa nach der Trennung der Eltern oder während einer schwierigen Phase in der Schule.
- Das Kind hat Einschlaf- und Durchschlafprobleme. Die schulischen Leistungen haben sich verschlechtert.
- Das Kind ist häufig niedergeschlagen und wird schnell traurig.
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Definition: Was ist ein Tinnitus?
Ein Tinnitus aurium, so der lateinische Fachbegriff, bedeutet wörtlich übersetzt „Das Klingeln der Ohren“. Ärzte bezeichnen damit ein Geräusch im Ohr, das nicht von einer äußeren akustischen Quelle stammt, sondern in den Ohren selbst entsteht. Das Geräusch kann ein Rauschen, Brummen, Klingeln, Pfeifen, Summen, Sausen oder Zischen sein.
Am häufigsten leiden Tinnituspatienten an höheren Tönen oder an ein tieferen Rauschen. Objektiv betrachtet entspricht die Lautstärke eines Tinnitus meist der von raschelnden, trockenen Blättern. Die Geräusche liegen nur knapp über der Hörschwelle, das ist die Grenze, ab der ein Mensch einen Ton wahrnehmen kann. Dennoch ist ein Tinnitus für manche Betroffene sehr belastend.
Bei einem Tinnitus kann unter bestimmten Voraussetzungen ein Grad der Behinderung entstehen. Bei erheblichen psychovegetativen Begleiterscheinungen liegt der Grad der Behinderung (GdB) bei 20, bei einer wesentlichen Einschränkung der Erlebnis- und Gestaltungsfähigkeit (zum Beispiel durch eine Depression) liegt der GdB bei 30 - 40.
Ein Tinnitus kann in einem Ohr oder in beiden auftreten, nur für eine kurze Phase vorhanden sein, ab und zu auftreten oder ständig bestehen. Außerdem kann das Ohrgeräusch manchmal kaum zu hören sein und den Alltag wenig beeinträchtigen und dann wieder ziemlich laut sein.
In Deutschland haben etwa drei Millionen Menschen einen Tinnitus, der schon länger als drei Monate andauert, erklärt die Deutsche Tinnitus Liga. Pro Jahr gibt es rund 270.000 Neuerkrankungen.
Meist treten die Symptome zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf, es gibt aber aufgrund lärmintensiver Hobbys wie das häufige Hören von Musik über Kopfhörer zunehmend jüngere Betroffene, auch Kinder.
Die Dauer eines Tinnitus: Akuter und chronischer Verlauf
Wenn die Ohrgeräusche innerhalb weniger Minuten, Tage oder Wochen wieder verschwinden, handelt es sich um einen akuten Tinnitus. Dauern sie jedoch länger als drei Monate an, hat sich ein chronischer Tinnitus entwickelt.
Kompensierter und dekompensierter Tinnitus
Wenn die Ohrgeräusche die Lebensqualität des Betroffenen nicht einschränken und er sich mit dem Tinnitus sozusagen arrangiert hat, sprechen Ärzte von einem kompensiertem Tinnitus, beeinträchtigen die Ohrgeräusche einen Menschen hingegen deutlich und es entsteht ein Leidensdruck, liegt ein dekompensierter Tinnitus vor.
Tinnitus: Wann zum Arzt?
Sobald das Ohrgeräusch länger als ein bis drei Tage anhält, sollte ein Betroffener unbedingt einen Arzt (der richtige Facharzt für eine Tinnitus-Behandlung ist der HNO-Arzt) aufsuchen, um die Beschwerden abklären zu lassen. Und um möglichst auch die Ursache des Ohrgeräuschs zu finden. Je früher der Tinnitus behandelt wird, desto besser ist oft der Behandlungserfolg.
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Tinnitus: Diagnose
Zunächst wird der Arzt einige Fragen zur Krankengeschichte (Anamnese) des Betroffenen stellen und dadurch feststellten, wann der Tinnitus erstmals aufgetreten ist, ob er sich plötzlich oder schleichend entwickelte, ob es erkennbare Auslöser wie eine Stressphase oder Lärm gab und ob der Patient Vor- bzw. Grunderkrankungen hat wie etwa einen Hörsturz, Bandscheibenvorfall, Bluthochdruck.
Anschließend soll der Patient den Tinnitus möglichst genau beschreiben: Ist das Geräusch gleichmäßig oder pulsierend? Ist es mal stärker, mal schwächer vorhanden und wann ist dies der Fall?
Damit der Mediziner den Schweregrad des Tinnitus feststellen kann, sollte der Patient beschreiben, welches andere Geräusch seiner Meinung nach die gleiche Lautstärke hat:
Grad I: Der eigene Atem
Grad II: Eine leise Uhr
Grad III: Ein Kühlschrank
Grad IV: Die Lautstärke eines normalen Gesprächs
Grad V: Hagelkörner am Fenster
Grad VI: Ein Staubsauger
Danach kann er einige körperliche Untersuchungen durchführen. Hierzu zählen die Ohrmikroskopie (der Arzt begutachtet dabei das Außenohr und Trommelfell und kann zum Beispiel feststellen, ob ein Schmalzpfropf der Grund für das Ohrgeräusch ist), ein Tympanogramm (hiermit lässt sich die Beweglichkeit des Trommelfells ermitteln) und eine Spiegelung des Nasen-Rachen-Raums (damit kann der Arzt herausfinden, ob eine krankhafte Veränderung der Ohr-Umgebung vorliegt).
Auch einen Hörtest führt er durch, um die Hörleistung des Innenohrs zu kontrollieren. Mit einer Hirnstammaudiometrie (kurz BERA) kann er die Funktion des Hörnervs im Gehirn überprüfen.
Tinnitus: Folgen
Die Hälfte der Patienten, die einen chronischen Tinnitus hat, berichtet, dass sie das Ohrgeräusch nur wenig oder gar nicht stört, so die Deutsche Tinnitus-Liga. Bei anderen beeinträchtigt das ständige Ohrgeräusch („Lärm der Seele“) die Lebensqualität hingegen deutlich und kann zu gesundheitlichen Folgen wie Konzentrationsstörungen, Schlafproblemen, Angstzuständen und einer Depression führen.
Quellen
- Online-Informationen Deutsche Tinnitus-Liga e.V.: www.tinnitus-liga.de; Abruf: 20.09.2019
- Online-Informationen Deutsche Stiftung Tinnitus und Hören Charité: www.deutsche-tinnitus-stiftung-charite.de; Abruf: 20.09.2019
- Online-Informationen Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: www.hno-aerzte-im-netz.de/; Abruf: 20.09.2019
- Online-Informationen Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org; Abruf: 20.09.2019