Muskelschmerzen, in der Fachsprache Myalgien, sind in den meisten Fällen harmlos und verschwinden von alleine wieder. In einigen Fällen aber können sie auch auf ernste Erkrankungen hinweisen.
Ursachen für Muskelschmerzen
Muskelschmerzen kennt fast jeder, meistens in Verbindung mit Sport oder hoher körperlicher Belastung. Wird einer der 650 Muskeln im menschlichen Körper überstrapaziert, kommt es zum Beispiel zu einem Muskelkater – einer häufigen Ursache von Muskelschmerzen. Meist gehen sie nach wenigen Tagen vorüber und sind vergleichsweise harmlos. Treten sie aber dauerhaft und ohne erkennbaren Zusammenhang auf, sollten sie medizinisch abgeklärt werden. Schmerzende Muskeln können auch ein Symptom unterschiedlicher Erkrankungen sein.
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Muskuläre Ursachen für Muskelschmerzen
Hinter den meisten akuten Myalgien stecken die Ursachen im Muskel selbst. Häufig sind dabei Rücken, Schulter und Nacken betroffen. Oft handelt es sich um leichte Verletzungen, die von selbst ausheilen.
Verletzungen des Muskels
Der Klassiker bei Muskelschmerzen nach dem Sport: Muskelkater. Vor allem untrainierte Muskeln reagieren auf ungewohnte Belastungen mit kleinsten Verletzungen, die in der Folge sehr schmerzhaft sein können. Nach zwei bis spätestens sieben Tagen ist der Muskelkater aber in der Regel vorbei.
Langwieriger sind Verletzungen wie Muskelzerrungen oder –prellungen, die ebenfalls häufig beim Sport passieren. Vor allem durch mangelnde Aufwärmung kann es zu Muskelfaserrissen oder sogar Muskelrissen kommen, die sich durch stechende Schmerzen und einer tastbaren Delle im Gewebe äußern. Bei einem Verdacht sollten Sie immer sofort einen Arzt aufsuchen.
Verspannungen des Muskels
Wenn die Muskelschmerzen sich ziehend oder leicht stechend anfühlen und lokal begrenzt sind – meist in der Schulter oder im Rücken – handelt es sich häufig um eine Muskelverspannung. Dabei ist der Muskel verkürzt und fühlt sich sehr hart an, beim Massieren sind Knoten tastbar. Neben Stress und falschen Bewegungen kommt es allen voran durch Bewegungsmangel und Fehlhaltungen zu Verspannungen, zum Beispiel am Arbeitsplatz. Auch wenn zunächst nur der Rücken betroffen ist, können die Muskelschmerzen bis in den Arm, die Brust oder den Kopf ausstrahlen.
Muskelschmerzen in der Hüfte und im Gesäß haben ihre Ursache ebenfalls oftmals in Verspannungen in Folge einer Fehlhaltung oder einer Fehlstellung der physiologischen Körperachse. So treten Hüftschmerzen zum Beispiel durch einen falschen Gang auf. Wenn Muskelschmerzen von der Hüfte ins Gesäß und weiter in die Beine ziehen, sind meistens die Ansätze der Bein-Außenrotatoren betroffen – die Muskeln, die den Oberschenkelknochen mit dem Becken verbinden.
Muskelkrämpfe
Muskelschmerzen durch Krämpfe können am ganzen Körper auftreten. Häufig betroffen sind die Waden. Schuld ist ein gestörter Stoffwechsel in den betroffenen Muskeln, meist liegt das an einem Mangel an Magnesium.
Muskelerkrankungen
Bei Erkrankungen des Muskels unterscheidet man in entzündliche und nicht-entzündliche Muskelerkrankungen. Muskelentzündungen (Myositis) können zum Beispiel durch Viren, Bakterien und Parasiten ausgelöst werden. Eine andere mögliche Ursache sind Autoimmunerkrankungen, bei denen sich die Reaktion gegen Blutgefäße im Muskel richtet. Nicht-entzündliche Muskelkrankheiten sind die Muskeldystrophie, die zum Abbau der Muskeln führt, und die Fibromyalgie. Dabei handelt es sich um eine chronische Schmerzkrankheit, die zu Schmerzen am ganzen Körper führt und von einer depressiven Verstimmung begleitet wird.
Andere Ursachen für Muskelschmerzen
Auch ganz ohne vorhergehende körperliche Anstrengung können Muskeln anfangen zu schmerzen. In diesen Fällen ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abklären zu lassen. Die Schmerzen können auf verschiedene Störungen oder teils gefährliche Erkrankungen hindeuten. Mögliche Ursachen können sein:
- Nährstoffmangel
- Infektionen
- Erkrankungen
- Hormonelle Störungen
- Medikamente oder toxische Substanzen
- Bandscheibenvorfälle
Muskelschmerzen durch Nährstoffmangel
Ein Mangel an Calcium und Magnesium kann Muskelkrämpfe und -schmerzen auslösen. Eisenmangel führt nicht nur zu Blutarmut und Antriebslosigkeit, er kann auch eine Myalgische Enzephalomyelitis hervorrufen, das sich durch Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie Muskelschmerzen äußert.
Unter den Vitaminen sind es Vitamin B12 und Vitamin D, die bei einem Mangel zu Problemen in den Muskeln führen können.
Muskelschmerzen durch Infektionen
Oft kommt es zu Muskelschmerzen nach einem Infekt, wobei es dann am ganzen Körper schmerzt. Hintergrund ist, dass die Schmerzempfindlichkeit bei der Abwehr gegen Krankheitserreger allgemein herabgesetzt wird. Deswegen sind Gliederschmerzen ein typisches Symptom einer Grippe.
Ernstzunehmender sind Muskelschmerzen nach einem Zeckenbiss – das deutet nämlich auf eine mögliche Infektion mit Borreliose hin. Bei einem entsprechenden Verdacht sollten Sie zum Arzt gehen.
Muskelschmerzen durch Erkrankungen
Eine Reihe von Erkrankungen hat als Begleiterscheinung schmerzende Muskeln beziehungsweise ein Gefühl ähnlich eines Muskelkaters. Dazu gehören Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen wie Rheuma (führt zu Gelenk- und Muskelschmerzen) und Gefäßkrankheiten wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Thrombose. Dabei handelt es sich um einen Gefäßverschluss, der meistens in den Beinen auftritt und dort dumpfe Schmerzen hervorruft. Zudem kann eine gestörte Schilddrüsenfunktion Muskelschmerzen verursachen.
Weitere Krankheiten, die Muskelschmerzen nach sich ziehen: Erkrankrungen des Zentralen Nervensystems wie Morbus Parkinson (meist besonders ausgeprägt in Schulter und Nacken) und das Restless-Legs-Syndrom (neurologisch bedingte Schmerzen, die vor allem nachts in den Beinen oder in Ruhe auftreten).
Muskelschmerzen durch hormonelle Störungen
Gelenk- und Muskelschmerzen treten häufig in den Wechseljahren auf. In Verdacht steht ein abnehmender Östrogenspiegel während des Klimakteriums. Während einer Schwangerschaft ist meistens die Rückenmuskulatur von Schmerzen und Verspannungen betroffen, die sich an die stärkere Beanspruchung gewöhnen muss.
Muskelschmerzen durch Medikamente und toxische Substanzen
Menschen, die regelmäßig Statine als Cholesterinsenker einnehmen, berichten häufig von Muskelschmerzen. Auch Penicillin kann dazu führen, dass Muskeln verkrampfen oder schmerzen.
Nach einer Impfung kann es sein, dass der beimpfte Muskel vorübergehend wie bei einem Muskelkater schmerzt. Vor allem bei Tot- und Toxoidimpfstoffen wie bei Tetanus und Diphtherie kommt es zu diesem Effekt.
Toxische Substanzen wie Drogen und Alkohol können auf Dauer das Muskelgewebe schädigen und Muskelerkrankungen hervorrufen, die ebenfalls schmerzhaft sind.
Muskelschmerzen durch Bandscheibenvorfälle
Einschießende Muskelschmerzen in den Beinen oder im Rücken können durch einen Bandscheibenvorfall verursacht werden. Je nachdem, welcher Bereich an der Wirbelsäule betroffen ist, können die Schmerzen bis in die Arme ausstrahlen.
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Was kann man tun bei Muskelschmerzen?
Bei der richtigen Behandlung von Muskelschmerzen spielt die Ursache eine entscheidende Rolle. Bei akuten Beschwerden – wie bei Krämpfen oder Muskelkater – ist keine Therapie nötig und sie verschwinden von alleine wieder. Um die Muskelschmerzen bis dahin erträglicher zu machen, helfen Schmerzmedikamente wie Diclofenac und Ibuprofen, die gleichzeitig auch entzündungshemmend wirken.
Zudem gibt es einige Cremes und Salben gegen Muskelschmerzen. Der Wirkstoff Felbinac wirkt kühlend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Ein bewährtes Hausmittel auf pflanzlicher Basis ist Pferdesalbe, die kühlt und das Gewebe durchblutet. Wer Muskelschmerzen homöopathisch behandeln möchte, kann auf Arnica zurückgreifen, entweder zum Einnehmen, in Cremes oder als Badezusatz. Alternativen sind Rhus toxicodendron (bei Schmerzen die in Ruhe schlimmer werden), Cuprum metallicum und Calcium carbonicum (bei Krämpfen) sowie Eupatorium perfoliatum (bei Gliederschmerzen). Wie bei allen homöopathischen Mitteln gibt es jedoch keine klaren Wirknachweise.
Akute Muskelschmerzen behandeln
- Bei akuten Muskelschmerzen sollte der Muskel vor allem geschont werden. Selbst bei einem einfachen Muskelkater braucht der Körper bis zu einer Woche, bis die winzigen Verletzungen verheilt sind.
- Auch Kühlen und Hochlagern hilft, um die Schwellung zu reduzieren.
- Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss oder Muskelriss sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Chronische Muskelschmerzen behandeln
- Halten die Muskelschmerzen länger an, verschafft Wärme Linderungen. In Frage kommen zum Beispiel Saunagänge, warme Bäder, Wärmepackungen, Heizkissen oder Wärmepflaster.
- Stärken Sie Ihre Muskulatur. Gut geeignet ist sanfte und schonende Bewegung, etwa Schwimmen und Radfahren.
- Versuchen Sie zu entspannen, zum Beispiel durch regelmäßige Pausen und Autogenes Training.
- Achten Sie auf mögliche Fehlhaltungen, vor allem am Arbeitsplatz.
- Massieren Sie die betroffenen Stellen mit sanftem Druck.
- Legen Sie Wert auf eine gesunde Ernährung. Bei Muskelschmerzen sollten Sie Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an Magnesium bevorzugen, unter anderem Kartoffeln, Bananen und Beerenfrüchte.
Natürlich sollten Sie bei längerfristigen Problemen abklären lassen, wodurch die Myalgien ausgelöst werden. Steckt zum Beispiel eine Krankheit dahinter, muss diese behandelt werden, damit auch die Muskelschmerzen verschwinden.
Faszien: So bleibt das Bindegewebe gesund (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #13)
Zu Gast im Podcast:
Dr. Robert Schleip, Humanbiologe an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Technische Universität München und Pionier der FaszienforschungWie beweglich wir sind, hängt stark von unseren Faszien ab. Das sind bindegewebige Strukturen, die unseren Körper durchdringen wie ein Netz und jede einzelne Muskelfaser umhüllen.
Wir finden heraus, wie wir unser Fasziengewebe geschmeidig halten und somit schmerzfrei und beweglich bleiben oder wie wir durch Faszientraining bessere Leistungen beim Sport erbringen. Wieso wir uns ein Beispiel an Schimpansen nehmen sollten und was Purzelbäume mit Fasziengesundheit zu tun haben, erfahrt ihr in dieser Folge.
Muskelschmerzen: Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner?
Ihr erster Ansprechpartner bei Muskelschmerzen ist der Hausarzt. Anhand einer genauen Anamnese und der gründlichen körperlichen Untersuchungen kann er der Ursache näherkommen und Sie unter Umständen an einen Facharzt für Muskelschmerzen überweisen, zum Beispiel zum Orthopäden oder Neurologen.
Quellen
- S1-Leitlinie: Diagnostik und Differenzialdiagnose bei Myalgien (Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN), et al.); Stand: 2012
- Schäfer J: Fortschritte der Neurologie - Psychatrie; ifferenzialdiagnostik und Therapie von Myalgien; 2011; DOI: 10.1055/s-0031-1273306
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. Erlangen: www.dgn.org; Abruf: 25.03.2019
- Online-Informationen Privatinum Akutklinik Bad Dürrheim: www.privatinum.de; Abruf: 25.03.2019
- Online-Informationen Uniklinikum Dresden: www.uniklinikum-dresden.de; Abruf: 25.03.2019