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Durchfall

Durchfall kennt wohl jeder Mensch. Alle Informationen über die Ursachen, was Sie bei Durchfall tun können und wann Sie besser zum Arzt gehen sollten.

© Luise Aedtner

Jan Schwenkenbecher, Psychologe M.Sc., Wissenschaftsjournalist

Geprüft von Ingrid Müller, Biologin

Veröffentlicht:
Aktualisiert: 2023-01-25T00:00:00+01:00 2023-01-25T00:00:00+01:00

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Inhaltsverzeichnis
Durchfall: Person hält die Hände vor dem Bauch und steht vor einer Toilette

© Shutterstock

Was ist Durchfall?

Durchfall ist keine seltene Sache: Im Durchschnitt erkrankt jeder Bundesbürger etwa ein Mal im Jahr an Durchfall. Kinder sind sogar noch öfters betroffen. Von Durchfall reden Ärzte, wenn der Stuhl mehrfach am Tag zu flüssig ist. Per Definition handelt es sich um Durchfall, wenn ein Mensch dreimal oder öfters am Tag Stuhlgang hat und der Stuhl „ungeformt“ ist. Außerdem muss der Stuhl viel Wasser enthalten und ein erhöhtes Gewicht besitzen. Das Fachwort für Durchfall ist Diarrhö (auch Diarrhoe).

Mediziner unterscheiden grob zwei verschiedene Durchfall-Arten:

  • Akuter Durchfall: Die Dauer beträgt meist nur wenige Tage. Maximal hält der Durchfall jedoch 14 Tage an. Die häufigste Ursache sind Infektionen mit Viren oder Bakterien.
  • Chronischer Durchfall: Er besteht 14 Tage und länger. Die Ursache liegt meist in einer anderen Erkrankung, etwa einem Reizdarmsyndrom (RDS) oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. 

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Durchfall: Ursachen und Risikofaktoren

Warum Durchfall entsteht, lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Ursachen. Akuter Durchfall entsteht in den allermeisten Fällen durch die Infektion mit einem Krankheitserreger. Meistens handelt es sich dabei um Bakterien oder Viren. Seltener sind Parasiten oder Würmer am Werk. Auch Antibiotika, Stress, zu viele Nahrungsergänzungsmittel und psychische Probleme können eine Ursache von Durchfall sein. Daneben kann die Diarrhö auch nach Sport, nach dem Essen oder nach einer Darmspiegelung auftreten. Chronischer Durchfall ist dagegen oft eine Begleiterscheinung einer anderen Krankheit.

Durchfall: Erkrankungen als Ursachen

Eine der häufigsten Ursachen für akuten Durchfall ist eine Magen-Darm-Infektion, die durch Bakterien oder Viren verursacht wird. Beispiele für häufige Krankheitserreger sind:

  • Bakterien: Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC), Salmonellen, Campylobacter oder Shigellen
  • Viren: Norovirus und Rotavirus - beide Erreger sind sehr ansteckend. Erkrankte Menschen können auch noch ein paar Tage nach dem Abklingen der Krankheitssymptome ansteckend sein, weil sie die Erreger weiterhin noch in größeren Mengen über den Stuhl ausscheiden.
  • Einzeller und Parasiten, z.B. Amöben, Geißeltierchen, Würmer

Eine Magen-Darm-Infektion beginnt oft plötzlich mit folgenden Symptomen:

Auch ein Durchfall ohne Schmerzen und ohne weitere Symptome ist möglich – je nach Ursache.

Chronischer Durchfall steht meist im Zusammenhang mit einer anderen Erkrankung. Welche Symptome dann neben dem Durchfall auftreten, hängt immer von der zugrundeliegenden Erkrankung ab.

Einige Beispiele für Erkrankungen:

Durchfall nach Essen: Ursachen

Durchfall nach dem Essen kann verschiedene Gründe haben. Oft steckt eine Infektion mit Bakterien und Viren dahinter, die eine Magen-Darm-Infektion verursachen. Die meisten Menschen infizieren sich bei den Konsum verunreinigter Lebensmittel mit den Krankheitserregern. Am häufigsten geschieht dies über Geflügel, Fisch, Eier und Eierspeisen sowie Milchprodukte.

Auch Menschen mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Nahrungsmittelallergie (z.B. Nüsse, Schalentiere, Kiwis) können Durchfall nach dem Essen bekommen, wenn sie das entsprechende Lebensmittel verzehrt haben. Oft vertragen Menschen keinen Milchzucker (Laktoseintoleranz), Fruchtzucker (Fruktoseintoleranz), kein Gluten (Zöliakie) oder kein Histamin (Histaminintoleranz).

Durchfall nach fettigem Essen ist ebenfalls keine Seltenheit, wenn der Verdauungstrakt mit den großen Fettmengen überfordert ist. Auch nach besonders scharfem Essen bekommen manche Menschen Durchfall. Fettiges und scharfes Essen reizt die Magenschleimhaut und kann Durchfall hervorrufen. Gleiches gilt für den Konsum koffeinhaltiger Getränke. So haben manche Personen Durchfall nach dem Kaffee-Trinken. Und dass man Durchfall von Sauerkraut bekommen kann, ist wohl den meisten bekannt.

Die Ursache des Durchfalls können auch eine Ernährungsumstellung und der Verzehr ungewohnter Nahrungsmittel sein. So bekommen manche Menschen Durchfall, wenn sie plötzlich größere Mengen an Ballaststoffen verzehren. Der Darm muss sich nämlich erst an ballaststoffreiche Kost gewöhnen.

Durchfall nach Antibiotika

Es gibt einige Medikamente, die Durchfall verursachen können. Einige Beispiele:

  • Antibiotika stehen oft im Zusammenhang mit Durchfall. Die Medikamente können die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen. Manche Krankheitserreger – etwa das Bakterium Clostridium difficile – können sich dadurch leichter vermehren und zu Durchfall führen.
  • Krebsmedikamente (Zytostatika)
  • Antidepressiva
  • Antidiabetika
  • Abführmittel in zu großen Mengen

Durchfall durch Stress

Stress kann sich auf den Magen und Darm niederschlagen und in Durchfall münden. Die meisten kennen solche Situationen: Aufregung vor Prüfungen, hoher Leistungsdruck, Überlastung, aber auch Stress vor dem Verreisen. Zum Durchfall können weitere Beschwerden kommen, etwa Übelkeit und Erbrechen.

Bekannt ist außerdem, dass Stress und psychische Belastungen beim Reizdarmsyndrom eine wichtige Rolle spielen. Wie stark sich Stress auf den Magen-Darm-Trakt auswirkt, ist jedoch von Person zu Person sehr unterschiedlich.

Durchfall nach Sport

Auch intensiver Sport kann Durchfall verursachen. Besonders unter Joggern, Triathleten und Marathonläufern ist das Durchfallproblem gut bekannt. Wie genau der Zusammenhang zwischen Sport und Durchfall ist, wissen Ärzte aber noch nicht. Es gibt verschiedene Hypothesen dazu. So könnten eine verminderte Durchblutung der Darmschleimhaut während des Sports oder die Erschütterungen des Darms zum Durchfall führen.

Durchfall nach Darmspiegelung

Gelegentlich kann es auch nach einer Darmspiegelung zu Durchfall kommen. Manchmal wirken die zuvor gegebenen Abführmittel noch einige Zeit nach. Diese Arzneien sind notwendig, damit der Darm frei von Stuhlresten ist und Ärzte im Darm eine gute Sicht haben. Viel häufiger als der Durchfall sind allerdings Blähungen nach einer Darmspiegelung. Denn Ärzte leiten während der Untersuchung zur besseren Sicht Luft in den Darm und weiten ihn auf.

Durchfall durch Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel können ebenfalls zu Durchfall führen. Der Grund ist, dass manche zu große Mengen an Nahrungsergänzungsmitteln zu sich nehmen und so dem Körper zu viel des jeweiligen Nährstoffs zuführen. Nehmen Sie solche Präparate nur bei Bedarf beziehungsweise einem tatsächlichen Mangel ein. Auch in Phasen eines erhöhten Nährstoffbedarfs können Sie sinnvoll sein. Am besten sprechen Sie mit Ihren Arzt darüber!

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat für verschiedene Vitamine und Mineralstoffe Tagesdosen berechnet, die Sie längerfristig nicht überschreiten sollten (Link: www.dge.de).

Wenn Sie zum Beispiel folgende Nährstoffe über einen längeren Zeitraum in zu hohen Dosen konsumieren, kann Durchfall die Folge sein:

Durchfall: Psyche kann beteiligt sein

Durchfall kann auch psychisch bedingt sein. Denn die Psyche hängt mit dem Verdauungssystem zusammen. Seelische Belastungen können sich auf die Magen-Darm-Funktion auswirken und zu verschiedenen Symptomen führen, darunter auch Durchfall.

Das wohl häufigste Krankheitsbild, bei dem die Verbindung zwischen Psyche und Magen-Darm-Trakt eine Rolle spielt, ist das Reizdarmsyndrom. Zwischen zehn und 15 Prozent der Menschen im jungen und mittleren Erwachsenenalter leiden darunter. Das Reizdarmsyndrom ist dadurch gekennzeichnet, dass es auf keine organische Ursache zurückzuführen ist. Ärzte stufen es daher als „funktionelle Verdauungsstörung“ ein. Meist treten die Beschwerden in Verbindung mit psychischen Belastungen wie Angst oder Stress auf.

Was tun bei Durchfall?

Das Hauptproblem bei Durchfall ist, dass der Körper viel Flüssigkeit und Mineralien (Elektrolyte) verliert. Besonders hoch ist dieser Verlust bei Brech-Durchfällen, etwa aufgrund einer Infektion mit Rotaviren oder Noroviren. Diesen Verlust müssen Sie daher rasch ausgleichen, beispielsweise mit Wasser, ungesüßtem Tee oder Brühe. Bei starkem Durchfall, der mit einem hohen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust einhergeht, kann eine Elektrolytlösung hilfreich sein.

Die Behandlung des Durchfalls hängt außerdem immer von der Ursache ab. Manchmal genügen eine schonende Ernährung oder der Verzicht auf unverträgliche Lebensmittel. Bei einer Magen-Darm-Infektion behandeln Ärzte die Symptome. Sind Bakterien die Auslöser, kann ein Antibiotikum die Krankheitserreger bekämpfen.

Durchfall: Medikament

Wer an Durchfall leidet, findet in der Apotheke viele verschiedene Medikamente gegen Durchfall. Sie dienen in der Regel dazu, den Durchfall zu bremsen und die Begleitsymptome zu lindern. Meist bekämpfen sie aber nicht die Ursache des Durchfalls.

Antibiotika helfen, wenn Bakterien die Ursache des Durchfalls sind. Gegen Viren können Sie aber nichts ausrichten. Ob ein Antibiotikum sinnvoll ist, hängt von der Art und Schwere des Magen-Darm-Infekts und des Durchfalls ab.

Durchfall: Hausmittel

Es gibt einige bewährte Hausmittel, die bei Durchfall helfen können:

  • Trinken Sie viel: Am besten wählen Sie Wasser, ungesüßten Kräutertee oder Brühe.
  • Wärme empfinden viele Menschen als wohltuend bei Magenschmerzen und Bauchkrämpfen.
  • Schonen Sie sich – der Körper hat genügend mit der Bekämpfung von Krankheitserregern zu tun, falls sie den Durchfall ausgelöst haben.
  • Achten Sie auf eine gute Hygiene – waschen sie sich regelmäßig und gründlich die Hände.

Manchmal ist eine Elektrolytlösung hilfreich, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt wieder in Balance zu bringen. Solche fertigen Elektrolytlösungen gibt es in der Apotheke oder im Internet-Fachhandel. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat ein Rezept zum Selbermachen veröffentlicht, und das funktioniert so:

  • 1 Liter Mineralwasser (abgekocht oder gekauft)
  • 1 Tasse Orangensaft
  • 4 Teelöffel Zucker
  • ¾ Teelöffel Salz

Viele stellen sich zudem die Frage bei Durchfall, was sie essen und was sie trinken können oder sollen. Allgemein gelten folgende Ernährungstipps:

  • Essen Sie Schonkost, solange der Durchfall andauert. Wählen Sie Lebensmittel, die  den Verdauungstrakt nicht noch zusätzlich belasten. Geeignet sind zum Beispiel Reis, Kartoffeln, Bananen, Äpfel, Zwieback, Haferflocken, Tee (Schwarzer Tee, Fenchel- und Kamillentee) oder Brühe.
  • Verzichten Sie vorerst auf Kaffee, Säfte, stark zuckerhaltige Limonaden und Alkohol
  • Konsumieren Sie auch keine Zitrusfrüchte, etwa Orangen, Mandarinen, Grapefruits oder Pomelos.
  • Essen Sie keine scharfen oder fettigen Speisen.

Was tun bei Reizdarm oder entzündlichen Darmerkrankungen? (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #12)

Zu Gast im Podcast:

Prof. Jost Langhorst, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Evang. Krankenhaus Essen-Steele (Evang. Kliniken Essen-Mitte)

Ein leichtes Vollgefühl, Blähungen, Bauchgrummeln oder mal Durchfall – das kennt jeder. Wenn Verdauungsprobleme gehäuft auftreten und chronisch werden, können jedoch ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken.

In dieser Folge sprechen wir mit dem Gastroenterologen und Internisten Prof. Jost Langhorst darüber, wie sich Reizdarm oder entzündliche Darmerkrankungen äußern und was man dagegen tun kann.

Wir fragen nach, welche Rolle die Ernährung dabei spielt und wie man mit Arzneipflanzen die Beschwerden lindern kann. Und wir wollen wissen, was bei diesen Krankheiten genau im Darm passiert.

Durchfall

Durchfall: Wann zum Arzt?

Für gewöhnlich ist Durchfall eine kurzfristige Angelegenheit, die nach ein paar Tagen von selbst wieder verschwindet. Meist genügt es, wenn Sie sich schonen und auf eine magenschonende Ernährung achten. In einigen Fällen ist es allerdings ratsam, wegen des Durchfalls einen Arzt aufzusuchen. Zum Beispiel hängt es davon ab, wie lange der Durchfall besteht.

Ein Arztbesuch ist etwa ratsam, wenn der Durchfall:

  • länger als drei Tage andauert
  • über mehrere Tage sehr stark ist
  • mit Fieber über 38°C einhergeht
  • Anzeichen einer Austrocknung erkennbar sind, etwa Kreislaufprobleme
  • Weitere Symptome wie Blut im Stuhl (Durchfall mit Blut) hinzukommen

Auch wenn Sie täglich Medikamente einnehmen und länger anhaltenden Durchfall bekommen, ist ein Arztbesuch empfehlenswert. Manchmal führt der Durchfall dazu, dass die Medikamente nicht lange genug im Darm verbleiben und der Körper die Wirkstoffe nicht mehr ausreichend aufnehmen kann.

Auch sollten Sie einen Arzt kontaktieren, wenn der Durchfall nach drei bis vier Wochen immer noch nicht verschwunden ist – ab dieser Dauer handelt es sich möglicherweise um chronischen Durchfall, dessen Ursachen immer ein Arzt abklären sollte.

Bei Kindern unter zwei Jahren, Schwangeren sowie älteren und geschwächten Menschen ist ebenfalls ein Besuch beim Arzt ratsam.

Der Arzt befragt Sie zunächst zu Ihrer Krankengeschichte. Folgende Fragen können zum Beispiel interessant sein:

  • Wann hat der Durchfall angefangen?
  • Wie groß ist die Menge des Stuhls?
  • Wie ist der Stuhl beschaffen? Sieht er zum Beispiel aus wie Wasser oder enthält er Schleim? Welche Farbe hat der Stuhl? z.B. normal, grün, orange?
  • Wie oft kommt es am Tag zu Durchfall?
  • Gibt es Stuhlbeimengungen (z.B. Durchfall mit Blut oder Schleim)?
  • Zu welchen (Tages-)Zeiten kommt es zum Durchfall?
  • Gibt es weitere Symptome wie Bauchschmerzen oder Erbrechen?
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt?
  • Nehmen Sie Medikamente ein?

Ihre Antworten geben dem Arzt wichtige Anhaltspunkte auf die Ursache des Durchfalls. Meist folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt zum Beispiel den Bauch abtastet und abhört. Manchmal schließen sich weitere Untersuchungen an, etwa eine Ultraschalluntersuchung oder ein Blutbild – je nach vermuteter Ursache.

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Durchfall: Schwangerschaft

Die meisten Frauen haben in der Schwangerschaft eher mit der Verstopfung zu kämpfen, meist aufgrund der hormonellen Umstellung in der Frühschwangerschaft. Doch auch Durchfall kann bei Schwangeren auftreten. Eine Diarrhö während Schwangerschaft kann auf eine veränderte Ernährungsweise zurückzuführen sein. Die meisten Schwangeren greifen verstärkt zu gesunden, ballaststoffhaltigen Lebensmitteln. Und wenn der Darm kaum Ballaststoffe gewohnt ist, kann Durchfall die Folge sein. Besonders in der Phase vor der Geburt leiden Schwangere oft unter dünnem, weichem Stuhlgang – bis hin zum Durchfall.

Bei stärkerem Durchfall kann es sich auch um eine Magen-Darm-Infektion handeln. Schwangere sollten in diesem Fall immer ihren Arzt aufsuchen, weil der Flüssigkeits- und Elektrolytverlust für die werdende Mutter und ihr Baby gefährlich werden kann. Ein Arztbesuch ist auch ratsam, wenn zum Durchfall weitere Symptome wie etwa Magenkrämpfe oder Fieber kommen.

Durchfall: Baby

Auch Babys bekommen Durchfall. Grundsätzlich kann er sehr ähnliche Ursachen wie bei Erwachsenen haben, etwa:

  • Bakterien oder Viren
  • Lebensmittelunverträglichkeiten
  • Medikamente, etwa Antibiotika
  • Babys können auch Durchfall beim Zahnen bekommen – er dauert aber meist nur ein bis zwei Tage an.

Hat ein Baby Durchfall, verliert es dabei ebenfalls einiges an Flüssigkeit. Deswegen ist es wichtig, dass Ihr Nachwuchs ausreichend Flüssigkeit aufnimmt. Folgende Tipps gelten:

  • Für Stillkinder: Mütter sollten ihren Säugling weiterstillen.
  • Bei Flaschennahrung: Babys sollten einige Stunden lang dünnen, schwachen Tee (am besten Fenchel- oder Kamillentee) trinken. Reichern Sie den Tee mit etwas Salz und einem Teelöffel Traubenzucker an.

Wann sollten Eltern mit ihrem Baby oder ihrem Kind zum Arzt gehen? Dazu empfiehlt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte folgende Faustregeln:

  • Bei Babys, wenn mehr als vier wässrige Stühle innerhalb von 24 Stunden auftreten
  • Bei Kleinkindern, wenn mehr als sechs wässrige Stühle innerhalb von 24 Stunden auftreten
  • Bei Schulkindern, wenn mehr als acht bis zehn wässrige Stühle in 24 Stunden auftreten

„Je jünger das Kind, desto gefährlicher der Durchfall“

Während Erwachsene Durchfall meist gut verkraften, kann er für Babys lebensbedrohlich werden. Bei welchen Anzeichen Eltern dringend handeln sollten.

Dr. Martin Claßen, Facharzt für Kinderheilkunde mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugend-Gastroenterologie

Dr. Martin Claßen hat in seinem Berufsleben schon vielen kranken Kindern geholfen. Der Kinderarzt, der sich auf die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts spezialisiert hat, arbeitete drei Jahrzehnte lang in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Bremer Klinikum Links der Weser, davon elf Jahre lang als Chefarzt. Er leitete die Kinderklinik am Klinikum Bremen Mitte und gab sein Wissen als Fachautor weiter. Heute, nach fast 40 Jahren als Kinderarzt, bringt er seine Erfahrung in einer Kinderarztpraxis in Bremen ein. Von 2017 bis 2021 war er erster Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung e. V.

Herr Dr. Claßen, früher bekamen Kinder Cola und Salzstangen, wenn sie Durchfall hatten. Was ist an diesem Hausmittel falsch?

Wenn man wirklich nichts anderes hat, könnte man auch heute noch zu Cola und Salzstangen greifen. Die Idee dahinter ist nämlich prinzipiell richtig: Bei Durchfall verlieren die Kinder nicht nur Flüssigkeit, sondern auch Mineralstoffe, vor allem Salz.

Damit der Darm Salz aufnehmen kann, muss gleichzeitig Glukose, also Zucker vorhanden sein. In der Darmwand gibt es nämlich einen sogenannten Natrium-Glukose-Co-Transporter, der nur beides gleichzeitig transportieren kann. Salzstangen und Cola enthalten Natrium und Glukose, allerdings stimmt die Konzentration nicht – es ist viel zu viel Zucker enthalten. Besser sind daher Glukose-Elektrolytlösungen aus der Apotheke, die genau die richtige Mischung enthalten. Die sollten Eltern ihrem Kind bei Durchfall großzügig geben, um ein Austrocknen zu vermeiden. Babys kann man die Lösung löffelweise einflößen.

Welche Symptome sind Anzeichen dafür, dass eine Austrocknung droht und was sollten Eltern dann tun?

Je jünger ein Kind ist, desto größer ist die Gefahr einer Austrocknung durch Durchfall. Diese sollten Eltern unbedingt vermeiden, denn bei Babys kann das lebensbedrohlich werden. Hat ein Säugling Durchfall, sollten Eltern immer mit ihm zum Kinderarzt gehen. Ist ein Baby apathisch, verstreichen Hautfalten nur langsam und liegen die Augen tief in den Höhlen, ist die Austrocknung schon weit fortgeschritten und das Kind braucht dringend ärztliche Hilfe. Das gilt auch, wenn Fieber hinzukommt. Aber nicht jeder matschige Stuhl ist Durchfall. Gerade Stillkinder haben öfter dünneren Stuhl, der harmlos ist. Von Durchfall sprechen wir bei mehreren vollen Windeln am Tag und einer deutlichen Veränderung des gewohnten Stuhls in Konsistenz und Häufigkeit.

Warum haben Babys oft Durchfall, wenn sie zahnen?

Wenn ein Baby Zähne bekommt, ist das Stress für den Körper. Und Stress wirkt sich immer auf den Darm aus, was kurzfristig zu flüssigerem Stuhl führen kann.

Auf Reisen bekommen Kinder wie Erwachsene häufiger Durchfall, zum Beispiel nach dem Genuss von Eiswürfeln. Weshalb haben Einheimischen mit demselben Wasser keine Probleme?

Die Menschen vor Ort vertragen das Leitungswasser im Gegensatz zu den Touristen gut, weil sie bereits Infekte mit den enthaltenen Erregern durchgemacht haben und dadurch immun sind. Wer Durchfall im Urlaub verhindern will, sollte auf Hygiene achten. Eiswürfel sind tabu und an dem Spruch „Cook it, peel it or forget it“, also kochen, schälen oder besser nicht essen, ist wirklich was dran.

Ich habe noch einen: „Never drink a Welcome-Drink!“ Die Begrüßungsgetränke in Hotels werden nicht selten mit Wasser gestreckt und schon ist der Durchfall gleich zu Beginn der Reise da. So verführerisch kühle Getränke und fremde Speisen in anderen Ländern auch sind: Manchmal muss man Nein sagen können. Es hat auch noch niemand einen Vitaminmangel bekommen, wenn er mal drei Wochen lang auf frischen Salat verzichtet hat.

Interview: Sina Horsthemke

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Reisedurchfall: So können Sie vorbeugen

Reisedurchfall kennen viele Urlauber, besonders wenn sie in Länder mit schlechten hygienischen Bedingungen reisen. In vielen Regionen Asiens und Afrikas herrschen niedrigere Hygienestandards als in vielen Industrieländern. Dann besteht die Gefahr, sich mit Krankheitserregern wie Bakterien, Viren oder Parasiten zu infizieren. Oft stecken sich Reisende über verunreinigte Lebensmittel oder kontaminiertes Trinkwasser an. Die typische Ursache des Reisedurchfalls ist eine Infektion. Betroffene sind daher oft auch ansteckend.

Die Dauer des Reisedurchfalls hängt davon ab, welchen Erreger Sie sich eingefangen haben. In der Regel sollten die Symptome - und damit auch der Durchfall - nach spätestens drei bis vier Tagen wieder abgeklungen sein.

Es gibt verschiedenen Maßnahmen, mit denen Sie einem Reisedurchfall vorbeugen können. Die wichtigste Regel für Reisende lautet: peel it, boil it, cook it - or forget it – schäle es, brate es, koche es oder vergiss es. So verhindern Sie, dass Sie sich über die Schale von Obst und Gemüse mit Erregern infizieren. Das Kochen und Erhitzen tötet die meisten Erreger ab.

Weitere wichtige Tipps zum Schutz vor Reisedurchfall sind:

  • Auf Eiswürfel verzichten
  • Getränke aus Originalflaschen zu sich nehmen
  • Die Zähne mit Wasser aus der Flasche putzen
  • Gemüse und Obst nur frisch geschält verzehren
  • Achtung bei Buffets, auf denen Speisen lange warmgehalten werden

Zudem sind einige Medikamente erhältlich, mit denen Sie Reisedurchfall vorbeugen und behandeln können. Die Gastro-Liga rät jedoch davon ab, vorbeugend Medikamente zu sich zu nehmen. Die möglichen Nebenwirkungen seien oft größer als der Nutzen. Allgemeine Vorbeugemaßnahmen gewährleisteten einen ausreichenden Schutz, so die Experten.

Quellen
  • S2k-Leitlinie Akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter (Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE)); Stand: 31.03.2019
  • Koneczny, N et al.: Diät-Empfehlungen bei akuter Gastroenteritis; EBM-Service; 2015
  • Gottlieb, T et al.: Diarrhoea in adults (acute); BMJ clinical evidence; 2011
  • Lankisch, P. G. et al.: Leitsymptom Diarrhö; Deutsches Ärzteblatt; 2006
  • Pressemitteilung Gastro-Liga: Durchfall bei Kindern: Wann müssen Eltern zum Kinderarzt?; 04.05.2016
  • Pressemitteilung Gastro-Liga: Durchfall: Kann das gefährlich sein?; 02.08.2017
  • Pressemitteilung Gastro-Liga: Chronischer Durchfall –auch für Senioren ein Thema; 07.10.2020
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten (BDI): Wann wird Durchfall gefährlich?: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 23.12.2020
  • Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten (BDI): Psyche & Verdauungssystem: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 23.12.2020
  • Online-Informationen Das Gastroenterologen-Portal: dasgastroenterologieportal.de; Abruf: 23.12.2020
  • Online-Informationen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): www.kinderaerzte-im-netz.de; Abruf: 23.12.2020
  • Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kindergesundheit-info.de; Abruf: 23.12.2020
  • Online-Informationen Pschyrembel online: www.pschyrembel.de; Abruf: 23.12.2020
  • Online-Informationen Gastro-Liga: Ratgeber: Durchfall auf Reisen: www.gastro-liga.de; Abruf: 05.01.2021
  • Online-Informationen Gastro-Liga: Ratgeber für Patienten: Infektiöse Durchfallerkrankungen: www.gastro-liga.de; Abruf: 05.01.2021
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