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Toxoplasmose

Eine Toxoplasmose in der Schwangerschaft kann für das Ungeborene gefährlich werden. Alle Fakten zu Symptomen und Behandlungen bei Toxoplasmose.

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Inhaltsverzeichnis
Frau hält sich Hand auf ihren Schwangerschaftsbauch und Katze sitzt auf Unterleib der Frau.

© Shutterstock

Zusammenfassung:

  • Definition: Eine Infektionskrankheit, die durch den Einzeller Toxoplasma gondii ausgelöst wird; viele kommen im Lauf ihres Lebens in Kontakt mit dem Erreger, dann besteht lebenslange Immunität. Eine Toxoplasmose-Impfung gibt es nicht.
  • Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Kann für das Ungeborene gefährlich werden, wenn sich eine Schwangere erstmals mit dem Erreger ansteckt, möglich sind z.B. Früh- oder Fehlgeburt, später Folgeschäden bei Kindern möglich, z.B. Entzündungen an den Augen, vermindertes Sehvermögen
  • Symptome: Meist keine Anzeichen für eine Infektion, selten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen
  • Test: Weist Antikörper im Blut nach, gynäkologische Praxen bieten ihn Schwangeren an; Kosten müssen sie meist selbst tragen; wird nur bezahlt bei ärztlichem Verdacht, dass sich das Ungeborene ungewöhnlich entwickelt
  • Übertragung: Ansteckung geschieht meist auf zwei Wegen: Konsum von rohem oder ungenügend behandeltem, zystenhaltigem Fleisch oder Fleischprodukten, außerdem durch Aufnahme von Oozysten (widerstandsfähige Dauerform der Errreger), etwa bei der Gartenarbeit oder beim Kontakt mit Katzen oder Katzenkot
  • Behandlung: Nicht immmer nötig, Toxoplasmose ist auch von selbst heilbar; ansonsten Medikamente wie Antibiotika und Antiparasitika
  • Spätfolgen: Vor allem gefährlich bei Infektion in der Schwangerschaft oder Menschen mit geschwächtem Immunstystem, möglich sind z.B. Gehirnentzündung, Schäden an den Augen, an Herz oder Lunge; entstehen oft viele Jahre später.

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Was ist Toxoplasmose?

Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, deren Ursache spezielle Parasiten sind: Der Erreger heißt Toxoplasma gondii und gehört zu den Einzellern. Toxoplasmen vermehren sich in einem komplizierten Zyklus und bringen drei verschiedene Stadien hervor, die alle für eine Infektion bei Menschen wichtig sind.

Der Endwirt für Toxoplasma gondii sind Katzen, in deren Darm sich die Parasiten vermehren. Die Toxoplasmose ist deshalb eigentlich eine Tierkrankheit. Der Mensch dient – wie andere Tiere – nur als Zwischenwirt. Die Katzen scheiden bestimmte Stadien der Toxoplasmen in großen Mengen mit dem Kot aus – das gilt vor allem junge Katzen. Im  Freien reifen die Erreger innerhalb von zwei bis vier Tagen heran,  je nach Temperatur und Luftfeuchte. Danach sind sie infektiös. Sie bleiben auf den Pflanzen haften und Nutztiere, etwa Ziegen, Schafe oder Geflügel, können Toxoplasma gondii aufnehmen. Über den Konsum von Fleisch und Wurstwaren oder den direkten Kontakt mit dem Kot der Katzen können Sie sich anstecken.

Toxoplasma gondii ist weltweit verbreitet. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Zahl der Menschen, die schon einmal mit dem Parasiten in Berührung gekommen sind. So schätzen Ärzte, dass unter den Personen über 70 Jahre mehr als 70 Prozent schon einmal Kontakt mit Toxoplasma gondii hatten. Bei den Erwachsenen sind es im Schnitt 50 Prozent. Die sogenannte Durchseuchungsrate ist in Deutschland viel höher als in anderen Ländern, etwa in den Niederlanden (26 Prozent) oder in den USA (9 Prozent). Als Grund vermuten Experten die verschiedenen Ernährungsgewohnheiten.

Nach dem ersten Kontakt mit dem Erreger bildet der Körper Abwehrstoffe, sogenannte Antikörper. Diese sind bis zum Lebensende vorhanden und verleihen Menschen eine Immunität gegen die Toxoplasmose.  Eine Toxoplasmose-Impfung zum Schutz gibt es nicht. Eine mögliche Schutzmaßnahmen ist der Verzicht auf rohes Fleisch. Wenn Sie Fleisch konsumieren, sollte es immer gut durchgebraten sein.

Toxoplasmose und Schwangerschaft

Die Toxoplasmose in der Schwangerschaft kann gefährlich für das Ungeborene werden, wenn sich eine Schwangere innerhalb der letzten sechs Wochen vor oder während der Schwangerschaft erstmals mit Toxoplasma gondii ansteckt. Die Parasiten können auf das ungeborene Kind übergehen und bei ihm schwere Komplikationen und Missbildungen verursachen:

  • Eine Fehlgeburt ist möglich – vor allem, wenn Sie sich im ersten Schwangerschaftsdrittel anstecken.
  • Entzündungen der Netz- und Aderhaut im Auge beim Baby (sie zeigen sich manchmal erst nach Monaten oder Jahren)
  • Wasserkopf (Hydrocephalus)
  • Verkalkungen der Hirngefäße
  • Vergrößerte Leber und Milz
     

Wenn Sie sich erstmalig während der Schwangerschaft mit Toxoplasmose anstecken, hängt das Infektionsrisiko für Ihr Ungeborenes von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:

  • Zeitpunkt der Infektion während der Schwangerschaft
  • Infektionsdosis
  • Gefährlichkeit der Erreger
  • Immunsystem der werdenden Mutter

Je länger die Schwangerschaft dauert, desto höher ist auch das Risiko, dass werdende Mütter über die Plazenta die Toxoplasmose aufs Kind übertragen, so das Robert Koch-Institut (RKI). Im ersten Schwangerschaftsdrittel, also in der Frühschwangerschaft, liege die Übertragungsrate der Toxoplasmose bei rund 15 Prozent, im letzten Drittel bei etwa 60 Prozent. Andererseits nimmt mit zunehmender Schwangerschaftsdauer die Schwere des Krankheitsbildes ab.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Häufigkeit

Nur bei 26 bis 54 Prozent der mitteleuropäischen Frauen im gebärfähigen Alter lassen sich Antikörper gegen Toxoplasmen nachweisen, berichtet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Das heißt: Ein Großteil von ihnen hatte noch keinen Kontakt mit den gefährlichen Erregern. Wenn Sie sich schon vor Ihrer Schwangerschaft mit Toxoplasmose infiziert haben, ist Ihr Baby durch Ihre Antikörper und  Ihre Immunität vor einer Infektion geschützt – es besteht also in der Regel keine Gefahr für Ihr Kind.

Durch einen Toxoplasmose-Test können Ärzte nachweisen, ob Sie Antikörper gegen die Toxoplasmen besitzen oder nicht. Nach Angaben des Instituts für Risikobewertung (BfR) werden jährlich etwa 15 im Mutterleib erworbene Infektionen mit Toxoplasmen gemeldet. Sie heißen auch konnatale Infektionen, weil die Ansteckung im Mutterleib oder bei der Geburt geschieht. Ärzte gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Symptome

Eine Toxoplasmose verursacht bei Menschen mit einem intakten Immunsystem meist keine Symptome. Das gilt auch in der Schwangerschaft. Daher bleibt die Infektion oft unbemerkt. Manche entwickeln in der Schwangerschaft grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit und Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Oft sind auch die Lymphknoten im Kopf- und Halsbereich geschwollen. Seltener kommt Durchfall vor.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft: Behandlung

Ärzte behandeln eine Erstinfektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft mit Antibiotika (Arzneien gegen Bakterien), Antiparasitika (Medikamente gegen Parasiten) oder einer Kombination aus beiden. Folgende Wirkstoffe stehen zur Verfügung:

  • Spiramycin (Antibiotikum) für Schwangere bis zu 16. Schwangerschaftswoche
  • Pyrimethamin (Antiparasitikum) plus Sulfadiazin (Antibiotikum): ab der 16. Schwangerschaftswoche für mindestens vier Wochen; gleichzeitige Behandlung mit Folinsäure (nicht Folsäure!), um die Wirksamkeit der Behandlung nicht zu beeinträchtigen. Bei Hinweisen auf eine Infektion oder Schädigung des Embryos im Ultraschall führen Ärzte die Behandlung mit diesen drei Wirkstoffen bis zum Ende der Schwangerschaft durch. Wichtig dabei sind regelmäßige Blut- und eventuell Urinuntersuchungen sowie die Kontrolle der Leberfunktion. Außerdem bestimmen Ärzte  häufiger den Medikamentenspiegel im Blut.


Die Wirksamkeit der Toxoplasmose-Therapie  bei der Erstinfektion in der Schwangerschaft diskutieren Ärzte jedoch kontrovers. Eine Studie ergab Hinweise darauf, dass die Behandlung mit Pyrimethamin und Sulfadiazin innerhalb der ersten Wochen nach der Infektion besser abschneidet als die Behandlung mit Spiramycin. Das galt hinsichtlich der Übertragungsrate der Erreger über die Plazenta und der Gehirnschäden bei Neugeborenen.

Toxoplasmose: Behandlung von Neugeborenen

Ärzte behandeln ein neugeborenes Kind mit Toxoplasmose ebenfalls mit der Kombination aus Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure. Die Dauer der Therapie bei Neugeborenen mit Symptomen hängt von der Schwere der Toxoplasmose beim Kind ab und kann bis zu zwölf Monate betragen. Dabei wird der Medikamentenspiegel kontinuierlich im Blut bestimmt. Bei infizierten Babys ohne Symptome, bei denen die Ansteckung nur über die Laborwerte nachweisbar ist, erwägen Ärzte eine Behandlung über drei bis sechs Monate.

Toxoplasmose in der Schwangerschaft – Tipps zum Schutz

Vor allem im Umgang mit Katzen in Ihrem Haushalt und im Freien sowie bei der Ernährung sind spezielle Schutzmaßnahmen ratsam. Sie gelten besonders für Schwangere, aber auch für alle anderen Personen.

  • Verzehren Sie keine rohen, nicht ausreichend erhitzten/gefrosteten Wurst- und Fleischprodukte (z.B. Hackfleisch, Carpaccio, Mett- oder Teewurst, Salami, Rohschinken)
  • Erhitzen Sie Fleisch ausreichend und braten Sie es gut durch. Kochen, Braten oder Pasteurisieren tötet Toxoplasmen ab. Bei einer Temperatur von über 67 °C sterben auch Dauerstadien der Erreger, die sich in Zysten einkapseln innerhalb von ein bis zwei Minuten ab. Wichtig: Sie müssen die hohe Temperatur gleichmäßig im ganzen Produkt erreichen –  ein kurzes Erhitzen in der Mikrowelle ist dafür nicht geeignet!
  • Das Tiefgefrieren von Lebensmitteln tötet Toxoplasmen ebenfalls ab, genügt jedoch nicht als alleinige Maßnahme, weil manche Stämme das Gefrieren überleben. Frieren Sie Fleisch für mindestens acht Stunden bei –20 °C durch, um die Toxoplasmen abzutöten.
  • Waschen Sie Obst und Gemüse gut vor dem Verzehr, schälen oder kochen Sie es.
  • Bewahren Sie erdhaltige Lebensmittel wie Kartoffeln oder Karotten getrennt von anderen Nahrungsmitteln auf, um eine mögliche Übertragung der Parasiten zu vermeiden.
  • Waschen Sie Ihre Hände sowohl vor dem Essen als auch nach der Zubereitung von rohem Fleisch. Reinigen Sie sämtliche benutzten Küchenutensilien anschließend gut.
  • Trinken Sie kein Wasser aus Seen, Bächen oder anderen Wasserquellen, wenn Sie Outdoor-Aktivitäten betreiben.
  • Füttern Sie Ihre Katze nicht mit rohem Fleisch, in dem sich Toxoplasma gondii befinden könnte. Verwenden Sie besser Dosen- oder Trockenfutter.
  • Schwangere sollten die Katzentoilette von anderen Personen im Haushalt säubern lassen. Diese sollten den Kotkasten täglich mit heißem Wasser reinigen und die Einstreu entsorgen.
  • Wenn Sie Sandspielplätze besucht haben – waschen Sie sich anschließend gründlich die Hände.
  • Tragen Sie bei der Garten-, Feld- oder anderen Erdarbeiten Handschuhe. Waschen Sie sich danach wiederum gut die Hände.
  • Streicheln Sie keine Katzen, die draußen frei herumlaufen.

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Toxoplasmose-Symptome

Bei gesunden Menschen mit einem gut funktionierenden Immunsystem verläuft die Toxoplasmose meist ohne Symptome. Experten schätzen, dass 80 bis 90 Prozent der Kinder und Erwachsenen die Infektion mit den Parasiten überhaupt nicht bemerken, weil es keine Anzeichen für Toxoplasmose gibt. Selten treten folgende Toxoplasmose-Symptome auf:

  • Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen – ähnliche wie bei einer Grippe
  • Geschwollene Lymphknoten, vor allem im Bereich von Kopf und Hals, aber auch an anderen Stellen des Körpers (Lymphknoten-Toxoplasmose)
  • Seltener betrifft die Toxoplasmose die Augen: Die Netz- und Aderhaut im Auge können entzündet sein (Retinochorioiditis)
  • Selten Gehirnentzündung (Enzephalitis)
     

Eine akute Toxoplasmainfektion geht in eine chronisch-latente Form über. Der Erreger bleibt  lebenslang im Körper, ohne Symptome hervorzurufen. Der Einzeller kann auch ins Gehirn wandern, sich in den Nervenzellen einnisten und dort viele Jahre unbemerkt überleben. Es gibt einige Hinweise darauf, dass diese „schlafende“ Form des Erregers weitere Symptome hervorrufen kann. Die Toxoplasmose könnte mit Veränderungen der Persönlichkeit (z.B. Wut, Aggression) oder Beeinträchtigungen des Verhaltens (z.B. gesteigerte Risikofreude) verbunden sein. Darauf deuten verschiedenen Studien hin.

Gefährlicher ist die Toxoplasmose besonders für Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem, zum Beispiel nach einer Organtransplantation, mit einer Krebserkrankung oder HIV-Infektion. Dann hat Toxoplasma gondii leichteres Spiel, sich zu vermehren und auszubreiten – und andere Organe wie Leber, Lunge oder Augen zu befallen. Die Toxoplasmose kann lebensbedrohlich werden, wenn Sie sich neu mit den Erregern infizieren oder eine „schlummernde“ Infektion reaktiviert wird und erneut ausbricht.

Toxoplasmose-Test

Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch sollen eine Erstinfektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft vermeiden. Dafür gibt es spezielle Schutzmaßnahmen. Durch einen Test auf Toxoplasmose können Sie zudem in Erfahrung bringen, ob Sie schon einmal mit den Toxoplasmen Kontakt hatten und Immunität besitzen – in diesem Fall sind Antikörper gegen den Erreger im Blut nachweisbar. Für das Ungeborene besteht dann in der Regel keine Gefahr. Hatten Sie dagegen vor Ihrer Schwangerschaft noch keinen Kontakt mit Toxoplasma gondii, besitzen Sie auch keine Abwehrstoffe gegen den Erreger.

Lassen Sie Ihren Antikörperstatus vor oder möglichst früh in der Schwangerschaft durch einen Bluttest bestimmen. Falls Sie nicht immun sind, lassen Sie sich während der Schwangerschaft regelmäßig in einer gynäkologischen Arztpraxis auf Toxoplasmose untersuchen. Ist keine frühere Infektion mit Toxoplasmen nachweisbar, ist  eine Wiederholung des Tests in der Schwangerschaft möglich.

Wird die Diagnose einer Toxoplasmose als  Erstinfektion in der Schwangerschaft gestellt, folgen weitere Untersuchungen und eventuell eine Behandlung mit Medikamenten. Die Therapie soll die Infektion bekämpfen, eine Übertragung auf das Baby verhindern und mögliche Schäden für das Ungeborene vermindern, falls es sich schon infiziert hat.

Allgemein gilt für die Diagnostik: Neben dem Bluttest lässt sich die Toxoplasmose auch noch anhand von Gewebenproben nachweisen. Beim Verdacht auf eine Beteiligung des Zentralen Nervensystems an der Toxoplasmose (Gehirn, Rückenmark) können bildgebende Verfahren wie CT und MRT helfen.

Toxoplasmose-Test: Kosten

Nur bei einem begründeten Verdacht, dass sich das Ungeborene wegen einer Toxoplasmoseinfektion unregelmäßig entwickelt, tragen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für den Toxoplasmose-Test. Ansonsten ist dieser Test eine Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL). Ein Screening auf Toxoplasmose gibt es in Deutschland nicht.

Die Kosten für den Toxoplasmose-Test liegen laut IGeL-Monitor ungefähr zwischen 17 und 20 Euro.  Weitere Kosten können für die ärzliche Beratung und Blutabnahme entstehen. Das Team des IGeL-Monitors hat den Toxoplasmose-Test bei Schwangeren mit „unklar“ bewertet. Es gebe keine Studien, die auf einen Nutzen für Mutter und Kind hindeuteten. Das ist der Grund, warum der Test ohne begründeten Verdacht eine Selbstzahlerleistung ist.

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Toxoplasmose-Übertragung: Wie bekommt man Toxoplasmose?

Man kann Toxoplasmose auf mehreren Wegen bekommen. Es gibt drei verschiedene Entwicklungsstadien, die alle für die Ansteckung bei Menschen wichtig sind:

  • Tachyzoiten: eine aktive Form, die sich schnell vermehrt
  • Bradyzoiten: eine „schlafende“ Form, die sich in Zysten organisiert und als Dauerstadien vor allem im Gehirn, der Netzhaut des Auges sowie der Skelett- und Herzmuskulatur infizierter Wirte überdauert. Sie sind viele Jahre lang lebensfähig.
  • Oozysten: eine Dauerform, die besonders widerstandsfähig ist und lange in der Umwelt überleben kann; Katzen scheiden sie mit dem Kot in großen Mengen aus.
     

Nehmen Nutztiere die Oozyten aus dem Katzenkot auf, zum Beispiel beim Grasen auf der Weide, entstehen in den Zellen die Tachyzoiten und danach die Bradyzoiten. Die Ansteckung mit Toxoplasmose geschieht bei Menschen vor allem auf zwei Wegen:

  1. Die Übertragung der Toxoplasmose erfolgt, wenn Sie rohes oder ungenügend behandeltes, zystenhaltiges Fleisch oder Fleischprodukte konsumieren. Diese Produkte können lebende Toxoplasma-Zysten enthalten; in Europa gilt dies als wichtiger Infektionsweg. Fleisch von Schweinen (in Deutschland oft roh verzehrt, etwa in Tee- und Mettwurst, Salami, Cabanossi), Schafen, Ziegen, Wildtieren und Geflügel gelten als Infektionsquelle Nummer eins.
  2. Mit Toxoplasmose anstecken können Sie sich zudem, wenn Sie die Oozysten über den Mund aufnehmen, zum Beispiel beim Kontakt mit Katzen, deren Kot oder bei der Gartenarbeit. Mit dem Katzenkot ausgeschiedene Oozysten können über Erdpartikel und Oberflächenwasser auf Obst und Gemüse gelangen. Auch mit Oozysten verunreinigtes und unzureichend aufbereitetes Trinkwasser ist eine mögliche Infektionsquelle.

Seltener geschieht die Toxoplasmose-Ansteckung über folgende Infektionswege:

  • Toxoplasmose-Übertragung auf das Ungeborene über die Plazenta, wenn sich die werdende Mutter erstmals während der Schwangerschaft mit Toxoplasma gondii infiziert.
  • Übertragung der Toxoplasmose durch eine Organtransplantation, wenn der Spender des Organs sich mit Toxoplasmen infiziert hatte.

Eine direkte Übertragung der Toxoplasmose von Mensch zu Mensch ist in der Regel nicht möglich. Eine Ansteckung über die menschliche Muttermilch ist bislang nicht belegt.
Die Inkubationszeit bei Toxoplasmose beträgt meist zwei bis drei Wochen. Die Inkubationszeit ist allgemein die Zeit zwischen der Ansteckung mit den Parasiten und dem Auftreten der ersten Symptome.

Toxoplasmose: Behandlung

Eine Therapie der Toxoplasmose ist nicht zwangsläufig nötig, wenn die Infektionskrankheit ohne Symptome oder mit leichten Beschwerden verläuft. Ärzte überwachen die Erkrankung nur. Meist klingen die Symptome von selbst spontan wieder ab. Die Toxoplasmose ist also heilbar, oft sogar ohne Behandlung.

Ansonsten setzen sie bei aktiver Toxoplasmoseinfektion, Patienten mit unterdrücktem Immunsystem, Toxoplasmose der Augen sowie in der Therapie vor und nach der Geburt spezielle Medikamente ein: Antibiotika und sogenannte Antiparasitika beziehungsweise eine Kombination aus beiden.

Der Angriffspunkt der Toxoplasmose-Therapie sind bestimmte Stoffwechselwege der Parasiten. Die Medikamente wirken nur gegen die Tachyzoiten, kaum aber gegen die Zysten mit den Bradyzoiten.

Folgende Wirkstoffe kommen bei der Behandlung der Toxoplasmose zum Einsatz:

  • Spiramycin (sogenannte Makrolid-Antibiotikum)
  • Pyrimethamin (Antiparasitika)
  • Sulfadiazin (Antibiotikum, in Kombination mit Pyrimethamin)
  • Clindamycin (Antibiotikum)
  • eventuell Atovaquon (Antiparasitikum, Mittel gegen Einzeller)

Für Patienten mit einer Toxoplasmose der Augen ist Clindamycin eine Alternative zur kombinierten Toxoplasmose-Therapie mit Pyrimethamin/Sulfadiazin. Bei Menschen mit unterdrücktem Immunsystem und Toxoplasmose des Gehirns ist die Kombinationstherapie aus Trimethoprim, Sulfamethoxazol und Atovaquon eine Behandlungsmöglichkeit.

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Toxoplasmose: Spätfolgen

Ungeborene, die sich im Mutterleib infiziert haben, oder Menschen mit geschwächten Abwehrkräften können Spätfolgen der Toxoplasmose entwickeln. Wenn Ärzte die Toxoplasmose in der Schwangerschaft ausreichend behandeln, kommen die Babys oft ohne Symptome auf die Welt. Sie können jedoch viele Jahre später Krankheitszeichen entwickeln.

Dazu gehören:

  • Gehirnentzündung
  • Schäden am Auge: Entzündungen der Netz- und Aderhaut – je nach Ausdehnung können sie zur Erblindung führen; Verkleinerung des Augapfels, Lähmungen der Augenmuskeln (Schielen)
  • Schäden an Herz, Lunge, Leber, Milz

Die Toxoplasmose verläuft normalerweise günstig. Wer einmal mit Toxoplasma gondii in Berührung gekommen ist, besitzt eine Immunität und ist lebenslang geschützt.

Quellen
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI). Toxoplasmose: www.rki.de; Abruf: 17.01.2024
  • Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI). Vorkommen und Bedeutung von Toxoplasma gondii in Deutschland: www.rki.de; Abruf: 17.01.2024
  • Online-Informationen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): https://www.bfr.bund.de; Abruf: 17.01.2024
  • Online-Informationen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.familienplanung.de; Abruf: 17.01.2024
  • Online-Informationen Weltgesundheitsorganisation (WHO): www.euro.who.int; Abruf: 17.01.2024
  • Online-Informationen Centers for Disease Control and Prevention (CDC): www.cdc.gov; Abruf: 17.01.2024
  • Online-Informationen IGeL-Monitor: www.igel-monitor.de; Abruf: 18.01.2024
  • Pressemeldung Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg:Wie der Toxoplasmose-Parasit die Synapsen im Gehirn umbaut; 05.11.2018
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