Schilddrüsenüberfunktion: Was ist das?
Eine Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose ist eine Erkrankung der Schilddrüse. Dabei produziert das Organ zu viele Hormone. In der Folge ist der Stoffwechsel beschleunigt und es kommt zu verschiedenen Symptomen wie Nervosität, Schwitzen und Gewichtsverlust. Unbehandelt erhöht eine Schilddrüsenüberfunktion das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Schilddrüsenüberfunktion kommt in Deutschland recht häufig vor. Etwa eine von 100 Personen ist betroffen. Frauen erkranken rund fünfmal häufiger als Männer. In den meisten Fällen entwickelt sich die Krankheit nach dem 35. Lebensjahr. Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow.
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Schilddrüsenüberfunktion: An diesen Symptomen erkennen Sie die
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion läuft der Stoffwechsel permanent auf Hochtouren. Das kann unterschiedliche Auswirkungen auf den Körper haben. Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion leiden häufig an folgenden Symptomen:
- Nervosität, Unruhe
- Konzentrationsstörungen
- Zittern
- Schwitzen
- Gewichtsverlust trotz Heißhunger und einer gesteigerten Nahrungsaufnahme
- schneller Puls
- Überempfindlichkeit gegen Wärme
- Herzrasen, Herzstolpern
- Bluthochdruck
- Schlafstörungen, Müdigkeit
- Haarausfall
- dünne, feine Haare
- warme, feuchte Haut
- häufiger Stuhlgang, Durchfall
- Typisch für eine Schilddrüsenüberfunktion ist außerdem, dass sich die Schilddrüse vergrößert. In einigen Fällen tritt das Organ sichtbar am Hals hervor. Das nennen Mediziner Struma. Umgangssprachlich ist das Phänomen unter Kropf bekannt.
- Der beschleunigte Stoffwechsel und die verschiedenen Beschwerden können außerdem auf die Psyche schlagen. Bei Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion ist das Risiko für Depressionen um das Sechsfache erhöht.
Ist Morbus Basedow die Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion, kommen häufig Beschwerden an den Augen hinzu. Bei den Betroffenen stehen die Augäpfel oftmals sichtbar hervor. Einige Patienten leiden unter Sehstörungen wie Schielen oder Sehen von Doppelbildern.
Schilddrüsenüberfunktion: Diagnose
Wenn Sie an Symptomen wie übermäßigem Schwitzen, Zittern oder einem hohen Puls leiden, sollten Sie zum Arzt gehen. Es könnte eine Schilddrüsenüberfunktion dahinterstecken. Der Hausarzt ist der erste Ansprechpartner, wenn es um Probleme mit der Schilddrüse geht. Je nach Diagnose wird er Sie anschließend an einen Endokrinologen (Hormon-Arzt), Nuklearmediziner oder Schilddrüsen-Chirurgen überweisen.
Schilddrüsenüberfunktion: Untersuchung
Bevor der Arzt mit der Untersuchung beginnt, wird er seinen Patienten zunächst nach seinen Beschwerden und seiner Krankengeschichte fragen. Anschließend tastet er die Schilddrüse ab. Fühlt er eine Vergrößerung oder Knoten, weist das auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin. Danach untersucht der Mediziner seinen Patienten für gewöhnlich mit dem Ultraschall. Damit kann er mögliche Vergrößerungen und Knoten darstellen und beurteilen.
In manchen Fällen veranlasst der Arzt auch eine Szintigraphie. Anhand des Bildes kann er feststellen, ob ein Knoten verstärkt Hormone bildet ("heißer Knoten") oder nicht ("kalter Knoten").
Außerdem weist der Mediziner eine Reihe von Blutuntersuchungen an. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist das Thyreoidea stimulierende Hormon (TSH). Die Hirnanhangdrüse bildet dieses Hormon und setzt es frei, wenn die Hormonproduktion der Schilddrüse angeregt werden soll. Es sagt daher viel über die Funktion der Schilddrüse aus. Liegt der TSH-Wert zu niedrig, weist das auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin. Ärzte sprechen auch von einer latenten (verdeckten) Schilddrüsenüberfunktion. Sind zusätzlich die Hormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4) erhöht, handelt es sich um eine manifeste (erkennbare) Schilddrüsenüberfunktion.
Hat der Arzt den Verdacht, dass die Erkrankung Morbus Basedow hinter den Schilddrüsenproblemen steckt, wird er außerdem die Augen untersuchen.
Schilddrüsenüberfunktion: Test
Im Internet oder in Zeitschriften lassen sich diverse Selbsttests finden, mit denen Betroffene herausfinden sollen, ob sie an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden oder nicht. Dort wird zum Beispiel nach Symptomen wie Gewichtsverlust, Schwitzen oder Schlafstörungen gefragt. Solche Tests können einen ersten Anhaltspunkt liefern. Sie können jedoch eine ärztliche Untersuchung nicht ersetzen. Fragen Sie stattdessen Ihren Arzt um Rat, wenn Sie Beschwerden haben.
Schilddrüsenüberfunktion: Die Krankheit behandeln
Betroffene mit einer Schilddrüsenüberfunktion fragen sich, was sie dagegen tun können. In einigen Fällen von leichter Schilddrüsenüberfunktion ist keine Therapie nötig.
Meist müssen die Patienten jedoch Medikamente einnehmen. Das Mittel der Wahl sind sogenannte Thyreostatika. Diese Tabletten sollen die übermäßige Hormonproduktion der Schilddrüse bremsen. Es ist wichtig, dass der Arzt die Dosis regelmäßig überprüft und anpasst. Bei einigen Patienten führt diese Therapie zu einer dauerhaften Heilung. Gelingt das nicht, kommen bei einer Schilddrüsenüberfunktion eine Radiojodtherapie oder eine Operation infrage.
Bei einer Radiojodtherapie nehmen die Betroffenen radioaktives Jod ein. Dieses lagert sich in der Schilddrüse ein und zerstört die überaktiven Zellen. Die Behandlung dauert in der Regel drei bis sechs Monate. Bei einer Operation entfernt der Chirurg entweder die gesamte Schilddrüse oder einen bestimmten Teil oder Knoten.
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Schilddrüsenüberfunktion: Ernährung
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse kann die Therapie unterstützen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist es sinnvoll, in Absprache mit dem Arzt sehr jodhaltige Lebensmittel zu meiden. Auch Jodtabletten sollten Betroffene zu diesem Zeitpunkt nicht einnehmen. In diesen Lebensmitteln steckt zum Beispiel Jod:
- Getrocknete Algen (und damit z.B. in Sushi)
- Seefisch wie Scholle, Seelachs und Kabeljau
- Meeresfrüchte
- Champignons
- Brokkoli
- Erdnüsse
- Spinat
- Kürbiskerne
- jodiertes Speisesalz
Gleichzeitig müssen die Patienten jedoch darauf achten, genügend Jod zu sich zu nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene bis 50 Jahre 200 Mikrogramm und danach 180 Mikrogramm Jod. Wer unsicher ist, wie er seine ideale Jodmenge über die Ernährung aufnehmen soll, kann sich an seinen Arzt oder einen Ernährungsberater wenden.
Betroffene mit einer Schilddrüsenüberfunktion sollten auf Kaffee, Alkohol und Cola verzichten, da diese Getränke den ohnehin schon überaktiven Stoffwechsel weiter ankurbeln.
Schilddrüsenüberfunktion: Ursachen
Der häufigste Auslöser für eine Schilddrüsenüberfunktion ist Morbus Basedow. Das ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper bestimmte Antikörper bildet. Sie docken an die Schilddrüsenzellen an und regen diese dazu an, vermehrt Hormone abzugeben.
Eine weitere Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist die sogenannte Schilddrüsenautonomie. Dabei reagiert das Organ nicht mehr auf die Hirnanhangdrüse, die normalerweise die Schilddrüse steuert. In der Folge kann es sein, dass sie mehr Hormone produziert als nötig. Die Autonomie kann die gesamte Schilddrüse betreffen oder nur von einigen Bereichen oder Knoten ausgehen ("heiße Knoten").
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zudem durch eine Überdosierung des Medikaments L-Thyroxin entstehen. Dieses Hormon nehmen Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion ein. Auch im Anfangsstadium der Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis kommt es in der Regel vorübergehend zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Sehr selten ist Schilddrüsenkrebs verantwortlich für die Überfunktion des Organs.
Ebenfalls sehr selten ist eine angeborene Schilddrüsenüberfunktion, die bereits bei Kindern auffällt. Die Ursache sind hier Veränderungen des Erbguts. Diese bewirken, dass die Hormonproduktion unnötig angekurbelt wird. Auch Morbus Basedow und eine Schilddrüsenautonomie können bereits im Kindesalter auftreten.
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Schilddrüsenüberfunktion: Folgen
Wird eine Schilddrüsenüberfunktion nicht behandelt, kann sie gefährlich werden. Die Erkrankung kann zum Beispiel zu Herz-Kreislauf-Problemen wie Vorhofflimmern führen. Auch Osteoporose ist eine mögliche Folge der Schilddrüsenüberfunktion.
In seltenen Fällen kommt es bei einer Schilddrüsenüberfunktion zu einer sogenannten thyreotoxischen Krise. Das ist eine lebensbedrohliche Situation, die jodhaltige Medikamente oder Kontrastmittel verursachen können. Betroffene leiden unter hohem Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Unruhe. In sehr seltenen Fällen führt die thyreotoxische Krise zu Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma und Kreislaufversagen.
Wichtig: Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder eine nahestehende Person eine thyreotoxische Krise erleidet, müssen Sie sofort den Notarzt unter der Nummer 112 rufen.
Schilddrüsenüberfunktion: In der Schwangerschaft
Schwangere mit Schilddrüsenüberfunktion müssen regelmäßig zur Kontrolle zum Arzt gehen. Sind die Hormone in der Schwangerschaft nicht richtig eingestellt, drohen Folgen für Mutter und Kind. Es kann zum Beispiel zu einer Fehl- oder Frühgeburt kommen. Manche Frauen entwickeln eine Präeklampsie. Das ist eine Schwangerschaftserkrankung, bei der der Blutdruck der werdenden Mutter erhöht ist. Dabei kann es zu Komplikationen wie Organschäden und Krampfanfällen kommen.
Es kann auch sein, dass sich während der Schwangerschaft eine Schilddrüsenüberfunktion ausbildet. Der Grund dafür ist das Schwangerschaftshormon Beta-HCG, das die Schilddrüsenzellen stimulieren kann. Diese Art der Schilddrüsenüberfunktion verläuft jedoch in der Regel mild und bildet sich noch während oder nach der Schwangerschaft von selbst zurück.
Frauen mit einer Schilddrüsenüberfunktion dürfen ihr Kind in der Regel stillen. Die Schilddrüsenmedikamente haben keine Auswirkung auf die Muttermilch. Das Problem ist jedoch, dass eine Schilddrüsenüberfunktion häufig die Milchproduktion drosselt. Auch die Symptome durch die Erkrankung, wie Schlafstörungen, Nervosität und Müdigkeit, können längeres und regelmäßiges Stillen beeinträchtigen.
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Schilddrüsenüberfunktion: Kinderwunsch
Frauen mit einer Schilddrüsenüberfunktion haben häufig Probleme damit, schwanger zu werden. Die Betroffenen sollten regelmäßig zur Kontrolle zum Arzt gehen. Haben sich die Schilddrüsenhormone durch die Behandlung neutralisiert, können die Frauen in der Regel ein Kind bekommen.
Wichtig: Nach einer Radiojodtherapie sollten Frauen vier bis sechs Monate warten, bis sie versuchen, schwanger zu werden.
Quellen
- S2k-Leitlinie: Operative Therapie benigner Schilddrüsenerkrankungen (Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie); Stand: 03.10.2015
- Herold, G.: Innere Medizin; Eigenverlag; Köln; 2020.
- Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 17.08.2021
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: www.endokrinologie.net; Abruf: 17.08.2021
- Online-Informationen Bundesministerium für Gesundheit: gesund.bund.de; Abruf: 17.08.2021
- Online-Informationen Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz Österreich: www.gesundheit.gv.at; Abruf: 17.08.2021
- Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: https://www.gesundheitsinformation.de/; Abruf: 04.07.2022
- Online-Informationen Amboss-Medizinlexikon: https://www.amboss.com/de/wissen/Hyperthyreose/; Abruf: 17.08.2021