Was ist ein Reizdarm?
Wie auch der Reizmagen, zählt der Reizdarm, auch Reizdarmsyndrom (RDS), Reizcolon oder Colon irritabile genannt, zu den funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen. Das heißt, es handelt sich um eine Funktionsstörung des Darms, für die sich mittels konventioneller Untersuchungsmethoden oft keine eindeutige Ursache finden lässt.
Die Schätzungen, wie viele Menschen in Deutschland an einem solch nervösen Darm leiden, gehen auseinander. Das liegt zum einen unter anderem daran, dass es laut medizinischer Leitlinie nur drei recht weit auslegbare Bedingungen für die Diagnose Reizdarm gibt, die da lauten:
- länger als drei Monate anhaltende Beschwerden,
- diese beeinträchtigen die Lebensqualität relevant und
- es liegt keine andere Erkrankung zugrunde, die die Symptome hervorrufen könnte.
Die restlichen Kriterien beziehungsweise Symptome (zum Beispiel Blähungen, auffällige Stuhlhäufigkeit/-konsistenz) sind keine spezifischen Krankheitsmerkmale und können die Diagnose entsprechend lediglich unterstützen. Zum anderen geht nicht jeder, der entsprechende Symptome hat, zum Arzt. Experten gehen von bis zu zwölf Millionen Betroffenen in Deutschland aus.
Reizdarm-Symptome
Bei einem Reizdarmsyndrom können Symptome unterschiedlicher Art und Ausprägung auftreten. Typischerweise kann ein Betroffener:
- bei Reizdarm Durchfall bekommen (Reizdarm ohne Durchfall oder im Wechsel mit Verstopfung ist aber ebenso möglich)
- bei Reizdarm Verstopfung haben
- bei Reizdarm unter Übelkeit oder Unwohlsein leiden
- bei Reizdarm Blähungen bekommen
- bei Reizdarm einen Blähbauch haben
- bei Reizdarm das Gefühl haben, der Darm habe sich unvollständig entleert
- bei Reizdarm Schmerzen und/oder Druckgefühl um Unterbauch spüren
- bei Reizdarm häufigen Stuhldrang haben
- bei Reizdarm eine veränderte Stuhlkonsistenz bemerken (wässrig-breiig oder hart)
- feststellen, dass sich bei Reizdarm Schleim auf dem Stuhl befindet
Hinweis: Kein Symptom von Reizdarm ist dagegen Blut im Stuhl.
Weitere Reizdarm-Symptome
Zudem können bei Reizdarm Beschwerden auftreten, die eher allgemeinerer Natur sind, zum Beispiel kann
- ein Reizdarm mit Rückenschmerzen und Gelenkbeschwerden einhergehen,
- ein Reizdarm Müdigkeit verursachen, da Betroffene schlecht schlafen,
- ein Reizdarm Angststörungen oder depressive Verstimmungen auslösen.
Bei einigen Menschen treten die Reizdarm-Anzeichen plötzlich auf, oft ist ein Reizdarmsyndrom jedoch Folge einer Magen-Darm-Infektion oder entsteht durch starke und andauernde seelische Belastungen.
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Reizdarm behandeln
Was tun bei Reizdarm? Das lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Bisher behandeln Mediziner den Reizdarm nur symptomatisch, das heißt es gibt nicht die eine Behandlung, die Reizdarm sicher heilen kann. Der Arzt wird vielmehr versuchen, die unterschiedlichen Beschwerden zu lindern. Um dem Betroffenen Erleichterung zu verschaffen stehen dem Arzt, aber auch dem Patienten selbst, unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.
Reizdarm: Medikamente, die helfen können
Wenn allgemeine Maßnahmen, wie eine Ernährungsumstellung, nicht helfen, kann der Arzt bei Reizdarm Mittel verschreiben, die dem Patienten bei bestimmten Symptomen Linderung verschaffen sollen. Einige Medikamente sind auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Allerdings ist deren Linderung meist nur vorübergehend, sprich: Setzt der Betroffene das Mittel ab, kehren die Beschwerden für gewöhnlich zurück.
Was bei Reizdarm unter Umständen hilft, sind:
- Krampflösende Mittel: Sie können die Darmmuskulatur entspannen und Unterbauchschmerzen verringern, die einhergehen können mit einem Reizdarm.
- Mittel gegen Verstopfung: Medikamente, die abführend wirken (sogenannte Laxantien) können Verstopfungen lösen. Dazu gehören zum Beispiel Gleitmittel wie Glyzerynzäpfchen, die den Stuhl gleitfähiger machen. Oder auch stimulierende (hydragoge) Mittel wie die natürlichen Wirkstoffe Rizinus oder Aloe oder die medizinischen Makrogol und Natriumpicosulfat. Sie führen dazu, dass mehr Wasser aus der Darmwand in den Darm strömt, das Stuhlvolumen und damit der Füllungsdruck zunehmen. Darüber hinaus gibt es noch osmotisch wirkende (salinische) Abführmittel, zu denen der synthetische Hilfsstoff Macrogol, Glauber- oder Bittersalz gehören. Über das darin enthaltene Salz binden sie mehr Wasser im Darm. Dadurch erhöht sich ebenfalls das Stuhlvolumen, die Darmbewegungen verstärken sich und der Darminhalt wird schneller abtransportiert.
- Antidiarrhoika: Bei Reizdarm lässt sich Durchfall behandeln, indem der Betroffene entsprechende Medikamente einnimmt, zum Beispiel solche, die die Darmbewegung reduzieren. Zu diesen zählen Quellstoffe, beispielsweise mit dem Wirkstoff Flohsamen. Sie binden Wasser und dicken dadurch den Stuhl ein. Andere Mittel enthalten Gerbstoffe, die den Darm abdichten sollen.
- Mittel bei Blähungen: Sie sollen verhindern, dass sich Gas bildet oder es dem Betroffenen leichter machen, die Gase auszuscheiden. Dazu gehören unter anderem Mittel mit Wirkstoffen wie Trospiumchlorid, Mebeverin oder Butylscopolamin. Sie sollen die Darmmuskulatur entspannen. Betroffenen können darüber hinaus auch Mittel helfen, die Verdauungsenzyme enthalten und einen eventuell vorliegenden Mangel als Ursache für die Blähungen ausgleichen, oder aber Entschäumer. Diese sollen die winzigen Gasbläschen, die bei Blähungen entstehen, vergrößern und so leichter abtransportierbar machen. Natürliche Alternativen sind Kümmel oder Fenchel.
- Mittel gegen Übelkeit und Völlegefühl: Hier können im Zuge der Reizdarm-Therapie Medikamente helfen, die die Entleerung des Magens beschleunigen.
- Probiotika: Da diese Präparate bestimmte Bakterien enthalten, die die Darmflora günstig beeinflussen können, könnten bei Reizdarm bestimmte Probiotika die Beschwerden lindern.
- Antibiotika: Kann der Arzt einsetzen, wenn aufgrund einer akuten Infektion das Darmgleichgewicht gestört ist. Antibiotika sollten jedoch laut medizinischer Leitlinie zurückhaltend zum Einsatz kommen.
- Antidepressiva: Es gibt Hinweise, dass bestimmte Antidepressiva sehr niedrig dosiert lindernd bei chronischen therapieresistenten Bauchschmerzen wirken können. Antidepressiva können auch zum Einsatz kommen, wenn der Betroffene unter Angststörungen und Depressionen leidet.
Reizdarm: Ernährung kann Beschwerden lindern
Alles, was wir an Lebensmitteln und Getränken zu uns nehmen, landet im Darm. Es wäre also nur schlüssig, anzunehmen, dass eine darmfreundliche Ernährung Reizdarm-Beschwerden gar nicht erst aufkommen lässt. Dem ist allerdings nicht so.
Es gibt keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine ungesunde Lebensweise, Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum einen Reizdarm begünstigen oder hervorrufen. Aber: Bei Reizdarm kann das, was wir essen, in beschränktem Umfang sehr wohl Einfluss auf Ausprägung und Auftreten bestimmter Symptome haben. Dabei geht es aber nicht um eine spezielle Reizdarm-Diät.
Vielmehr wissen zum Beispiel Menschen mit Reizdarmsyndrom mit der Zeit, was die Beschwerden tendenziell verschlimmert und meiden diese Lebensmittel. So sind einer Aufstellung der Krankenkassenzentrale zufolge
- Milch(-produkte)
- Pilze
- Weizenerzeugnisse
mit einem Anteil von 30 bis 35 % häufig symptomauslösend bei Reizdarm.
- Kaffee
- Eier
- Schokolade (Anteil zusammen: 20 bis 35 %)
- Zitrusfrüchte
- Hafererzeugnisse
- Nüsse (Anteil zusammen: 10 bis 20 %)
folgen direkt danach.
Einige Betroffene meinen auch, eine Besserung der Symptome zu bemerken, wenn sie behutsam die Zufuhr an Ballaststoffen (zum Beispiel in Vollkornprodukten, Obst, Gemüse) erhöhen. Dies könnte daran liegen, dass diese unter anderem die pflanzlichen Faserstoffe liefern, von denen die Darmbakterien leben.
Bei Reizdarm können Probiotika, wie sie zum Beispiel in probiotischem Joghurt stecken, die Beschwerden bessern. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien lassen ein Darmmilieu entstehen, in denen Pilze sich nur schlecht übermäßig vermehren können.
Dass bei Reizdarm Intervallfasten zur Besserung der Symptome beitragen kann, könnte zutreffen, da dieses sogenannte intermittierende Fasten sich positiv auf den Stoffwechsel und unter anderem auf das Darmmikrobiom auswirken soll. Das sind die Billionen verschiedener Bakterien, die im Darm leben und mit entscheidend dafür sind, ob unser Darm gesund ist und bleibt. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist dies jedoch nicht.
Da eine starke, gesunde Darmflora Voraussetzung dafür ist, dass sich Krankheitserreger und Mikroorganismen nicht in schädlichem Umfang vermehren können, ist als Betroffener oder als vorbeugende Maßnahme bei Reizdarm die Lebensmittelauswahl durchaus von Bedeutung. Und auch vorhandene Beschwerden lassen sich manchmal durch entsprechende Nahrungsmittel lindern.
Generell sollten Menschen mit Reizdarmsyndrom ihr Verdauungsorgan nicht unnötig belasten, das heißt, möglichst keine fettigen, schweren Gerichte und wenig Alkohol. Bei Blähungen kann es helfen, blähende und kohlenhydratreiche Lebensmittel zu meiden oder zu reduzieren sowie gründlich zu kauen und kohlensäurehaltige Getränke wegzulassen. Bei Verstopfung können viel Trinken, Joghurt und Quark sowie ballaststoffreiche Nahrungsmittel helfen. Zerdrückte Banane oder geriebener Apfel kann bei Durchfall stuhleindickend wirken.
Reizdarm-Ernährungstabelle
(Auszug aus Empfehlungen, der sogenannten FODMAP-Diät, die auf bestimmte Nährstoffe verzichtet, die Mediziner für verschiedene Verdauungsbeschwerden verantwortlich machen. Das Kürzel steht für eine bestimmte Gruppe Kohlenhydrate – Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole –, die Gasbildung und Darmbewegung verstärken)
zugreifen | besser weglassen |
Probiotischer Joghurt | laktosereiche Milchprodukte |
Obst | Obstmus, Trockenfrüchte, gezuckerte Obstkonserven |
Gemüse | blähende Gemüsesorten (Kohl, Zwiebeln, Linsen) |
Buchweizen, Hirse, Flohsamen | Weizenprodukte |
Quinoa | Couscous |
Kartoffeln | Pommes |
Reis(nudeln) | Hartweizennudeln |
Fisch | Fischsalat mit Mayonnaise, panierter Fisch |
mageres Fleisch | paniertes Fleisch, fette Wurst |
Hinweis: Die Ernährung beziehungsweise was ein Reizdarm-Betroffener verträgt und was nicht, ist immer individuell. Es kann deshalb helfen, ein Ernährungstagebuch zu führen, um einen Überblick darüber zu bekommen, wann die Beschwerden auftreten oder stärker werden.
Reizdarm: Hausmittel
Es gibt verschiedene Hausmittel, die wohltuend wirken sollen bei Reizdarm. Pfefferminzöl soll beispielsweise den Darm beruhigen, indem es die Darmmuskulatur entspannt. Das ätherische Öl des Kümmels soll gegen Völlegefühl, Blähungen, Bauchschmerzen und Übelkeit wirken. Kardamom soll die Verdauung unterstützen, warme Kamillenkompressen Bauchschmerzen lindern und die Durchblutung fördern. Krampflösend bei Reizdarm soll Heilerde wirken. Wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit der Hausmittel gibt es nicht.
Reizdarm: Homöopathie und alternative Heilmethoden
Auch wenn die Wirkung von Homöopathie bei Reizdarm nicht wissenschaftlich belegt ist, empfinden manche Betroffenen sie zumindest in Form einer ergänzenden Maßnahme als wohltuend. Es gibt homöopathische Mittel für die unterschiedlichen Reizdarm-Beschwerden (zum Beispiel Belladonna gegen Krämpfe und Übelkeit, Chamomilla bei Magendrücken und Blähungskoliken), Sie sollten sie jedoch nicht ohne fachkundige Beratung einsetzen.
Alternative Heilmethoden wie Akupunktur haben sich in Studien als nicht wirksam bei Reizdarm gezeigt. Noch nicht gut genug untersucht und deshalb aktuell fraglich ist die Wirkung von Darmspülungen und Reflexzonenmassagen.
Reizdarm: die Psyche spielt eine Rolle
Es gibt Hinweise darauf, dass psychische Faktoren die Verdauungsfunktion beeinflussen – und damit auch eine Rolle dabei spielen, ob und wie stark die Reizdarm-Symptome ausgeprägt sind. Entsprechend können Entspannungstechniken dazu beitragen, dass es Betroffenen besser geht, wenn die Reizdarm-Beschwerden auf Stress und psychische Belastungen zurückzuführen sind.
So ist es möglich, dass sich Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung positiv auswirken, hinreichend erforscht ist ihre Wirkung aber nicht. Bei ausgeprägten Beschwerden hilft eventuell eine kognitive Verhaltens- oder eine Hypnosetherapie.
Was tun bei Reizdarm oder entzündlichen Darmerkrankungen? (Podcast #12)
Gast: Prof. Jost Langhorst, Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie am Evang. Krankenhaus Essen-Steele (Evang. Kliniken Essen-Mitte)
Mehr Infos zur Folge
Ein leichtes Vollgefühl, Blähungen, Bauchgrummeln oder mal Durchfall – das kennt jeder. Wenn Verdauungsprobleme gehäuft auftreten und chronisch werden, können jedoch ernsthafte Erkrankungen dahinterstecken.
In dieser Folge sprechen wir mit dem Gastroenterologen und Internisten Prof. Jost Langhorst darüber, wie sich Reizdarm oder entzündliche Darmerkrankungen äußern und was man dagegen tun kann.
Wir fragen nach, welche Rolle die Ernährung dabei spielt und wie man mit Arzneipflanzen die Beschwerden lindern kann. Und wir wollen wissen, was bei diesen Krankheiten genau im Darm passiert.
Reizdarm: Ursachen für die Erkrankung
Welche Faktoren ein Reizdarmsyndrom verursachen, ist bis dato nicht genau bekannt. Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen lassen jedoch darauf schließen, dass bei Betroffenen:
- die Darmbewegungen gestört sind (das heißt, die natürlichen Bewegungen, sprich: das An- und Entspannen der Darmmuskulatur, die die verdaute Nahrung weitertransportieren, laufen zu schnell oder zu langsam ab)
- die Darmschleimhaut besonders empfindlich
- die Schmerzschwelle im Darm besonders niedrig ist.
Manchmal kann dem Reizdarm eine Entzündung im Darm vorausgegangen sein. Nicht jede Darminfektion führt allerdings zu einem Reizdarmsyndrom.
Darüber hinaus scheint beim Reizdarm die Psyche auch eine Rolle zu spielen. Belastungen im Alltag oder durch bestimmte einschneidende Ereignisse (zum Beispiel Scheidung, Todesfall, Jobverlust) können es wahrscheinlicher machen, dass jemand an Reizdarm erkrankt. Stress kann also eine Ursache sein.
Frauen, die oft Magen-Darm-Probleme haben oder unter Reizdarm leiden sollten die Anti-Baby-Pille eventuell durch ein anderes Verhütungsmittel ersetzen. Da sie Hormone enthält, könnte es sein, dass sie das Darm-Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringt und so ein Reizdarmsyndrom durch die Pille entsteht oder verstärkt wird.
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Reizdarm: Diagnose
Die Symptome eines Reizdarms sind vielfältig, deshalb ist es für den behandelnden Arzt wichtig, möglichst viele Informationen zum vorliegenden Fall zu sammeln, um eine möglichst präzise Diagnose stellen zu können.
Patientengespräch
Zuerst wird der Arzt im Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) versuchen, so viel wie möglich über die Symptome und die Vorgeschichte des Betroffenen zu erfahren. Er fragt zum Beispiel:
- Welche Symptome haben Sie an sich bemerkt?
- Wann sind die Beschwerden erstmals aufgetreten?
- Haben oder hatten Sie viel Stress?
- Liegen bekannte Erkrankungen vor?
Anschließend wird er eine körperliche Untersuchung vornehmen, bei der der Arzt vornehmlich den Bauchraum abtastet, um Verhärtungen oder andere Auffälligkeiten zu erspüren.
Untersuchung
Da es keine Untersuchung gibt, mittels derer sich ein Reizdarmsyndrom sicher nachweisen lässt, wird der Arzt in diesem Schritt versuchen, andere Erkrankungen auszuschließen. Durch eine Stuhluntersuchung lässt sich zum Beispiel der Befall mit bestimmten Bakterien oder Darmparasiten ausschließen als Ursache für die Reizdarmbeschwerden. Eine Ultraschalluntersuchung kann Erkrankungen von Bauchspeicheldrüse, Leber oder Gallenblase sichtbar machen.
Um zu prüfen, ob es sich um Darmkrebs anstatt Reizdarm handelt, ist eine Darmspiegelung das Diagnosemittel der Wahl. Auch Labordiagnostiken mit Blutbild, bestimmten Entzündungsparametern oder Nierenwerten können aufschlussreich sein.
Eventuelle Nahrungsmittelunverträglichkeiten lassen sich zum Beispiel mittels Atemtests oder Laktose-Belastungstest nachweisen beziehungsweise ausschließen.
Reizdarm: welcher Arzt hilft?
Erster Ansprechpartner kann der Hausarzt sein, der Sie bei Verdacht auf Reizdarm an einen Spezialisten überweist. Zuständig ist hier ein Gastroenterologe, das ist ein Arzt, der sich auf die Organe des Verdauungstrakts spezialisiert hat, sein Fachgebiet heißt entsprechend Gastroenterologie. Einen Reizdarm behandelt ein Gastroenterologe entweder in seiner Praxis oder in einer Klinik mit Reizdarm-Fachabteilung. Es gibt auch spezielle Reha-Kuren bei Reizdarm. Ein Verzeichnis finden Sie zum Beispiel unter https://reizdarmselbsthilfe.de/
Reizdarm-Selbsthilfegruppen finden Sie unter anderem unter https://reizdarmselbsthilfe.org/ oder https://reizdarmselbsthilfe.de/.
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Reizdarm: Verlauf
Da es einerseits schwierig ist, einen Reizdarm überhaupt erst zu identifizieren. Und da andererseits nicht die eine, immer wirkungsvolle Therapie existiert, ist es kaum möglich, zuverlässig vorherzusagen wie lange es dauert, um den Reizdarm und seine Symptome zu lindern. Das ist ein sehr individueller Prozess, der auch davon abhängt, inwieweit der Betroffene bereit ist, Veränderungen in seinem Alltag vorzunehmen.
Bei den meisten Patienten lassen sich mittels medikamentöser und nicht-medikamentöser Behandlungsmöglichkeiten die Symptome bei Reizdarm dauerhaft in den Griff bekommen. Ein Verfahren, dass (sofortige) Heilung verspricht, gibt es aber nicht.
Reizdarm: Folgen
Wie sich ein Reizdarm auf das alltägliche Leben und allgemeine Befinden auswirkt, hängt davon ab, wie stark die Symptome ausgeprägt sind, wie sehr sich der Betroffene beeinträchtigt fühlt und wie stark ihn die Beschwerden psychisch belasten. Treten nur gelegentlich Symptome auf, können viele recht gut mit dem Reizdarmsyndrom leben.
Sind die Beschwerden jedoch heftig und treten ständig oder sehr oft auf, kann die Lebensqualität von Betroffenen merklich reduziert sein durch den Reizdarm. Gewichtsverlust ist eine Folge, die zum Beispiel auftreten kann, weil der Betroffene zahlreiche Lebensmittel meidet.
Da Reizdarm-Patienten oft auch nicht mehr im Restaurant oder bei Freunden essen möchten, droht die soziale Isolation. Außerdem schlagen sich die Beschwerden aufs Gemüt. Betroffene sind oft niedergeschlagen bis hin zur Depression.
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Reizdarm beim Kind
Laut Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte leiden rund fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland unter einem Reizdarmsyndrom. In manchen Familien treten die Beschwerden gehäuft auf. Wie auch bei Erwachsenen, äußert sich ein Reizdarm bei Kindern in Verstopfung, Durchfall oder Blähungen. Nach dem Essen treten hier oft vermehrte Magenbewegungen und Bauchschmerzen auf.
Eltern, die vermuten, dass ihr Kind am Reizdarmsyndrom leidet, sollten zum Kinderarzt gehen, um den Verdacht mit ihm zu besprechen und um abklären zu lassen, ob eine andere Krankheit hinter den Reizdarm-Symptomen steckt.
Quellen
S3-Leitlinie: Reizdarmsyndrom (Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten); Stand: 01.02.2011
Online-Informationen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de; Abruf: 21.04.2020
Online-Informationen Berufsverband Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de; Abruf: 21.04.2020
Online-Informationen Deutsche Reizdarm Selbsthilfe e.V.: www.reizdarmselbsthilfe.de; Abruf: 21.04.2020
Online Informationen Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung e.V:https://www.gastro-liga.de/startseite/ ; Abruf: 04.07.2022
Online-Informationen Gesundheit für Magen, Darm & Co.: https://www.gastro-liga.de/startseite/; Abruf: 04.07.2022
Online-Informationen Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschlands e.V.: www.magen-darm-aerzte.de; Abruf: 21.04.2020
Online-Informationen Heilpraktikerverband: www.heilpraktikerverband.de; Abruf: 21.04.2020
Online-Informationen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.: www.kinderaerzte-im-netz.de; Abruf: 21.04.2020
Online-Informationen Das Gastroenterologen-Portal: www.dasgastroenterologieportal.de; Abruf 23.04.2020
Online-Informationen Proktologisches Institut Stuttgart: www.proktologie-stuttgart.info; Abruf: 13.09.2020
Online-Informationen Deutsche Reizdarm-Selbsthilfe e.V.: www.reizdarmselbsthilfe.de; Abruf: 13.09.2020