Was ist Vitamin D?
Vitamin D spielt für den menschlichen Körper eine wichtige Rolle, weil es an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Am bekanntesten ist wohl seine Wirkung auf die Knochen: Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm und deren Einbau in die Knochen und Zähne. Zudem ist es an der Muskelkraft und einer starken Immunabwehr beteiligt.
Vitamin D ist der Oberbegriff für mehrere fettlösliche Vitamine. Streng genommen ist Vitamin D jedoch kein richtiges Vitamin, da der Körper es nicht nur über die Nahrung aufnimmt, sondern es – mit Hilfe von Sonnenstrahlung – auch selbst herstellen kann. Vitamin D ist eigentlich ein Hormon. Noch genauer: Es ist die Vorstufe eines Hormons (Prohormon). Der Organismus wandelt das Vitamin D nämlich erst in das biologisch aktive Hormon Calciferol um.
Die wichtigsten Vertreter der Calciferole sind:
- Vitamin D2 (Ergocalciferol) – der Körper überführt es in Vitamin D3, das als wirksamer gilt.
- Vitamin D3 (Cholecalciferol) - in der Leber und Niere wird es in das Hormon Calciferol umgewandelt.
Daneben gibt es noch eine Speicherform des Vitamin D3, das Calcidiol. Es heißt auch Calcifediol, 25-Hydroxy-Vitamin D, 25-OH-Vitamin D oder Vitamin D-25-OH. Dieses messen Ärzte im Blut.
Vitamin D-Bildung in der Haut
Die größte Menge an Vitamin D bildet der Körper selbst in der Haut. Hierfür benötigt er die Einwirkung der Sonne – genauer gesagt der UV-B-Strahlung. Die körpereigene Vitamin D-Produktion liegt zwischen 80 und 90 Prozent. Auch über die Nahrung nehmen Menschen Vitamin D auf, allerdings im Vergleich zur Eigenproduktion des Organismus in relativ geringen Mengen. Die Vitamin D-Aufnahme über Lebensmittel beträgt nur 10 bis 20 Prozent. Ein Grund ist, dass zwar viele Lebensmittel Vitamin D enthalten, aber nur wenige in nennenswerten Mengen.
Darum produziert der Körper im Winter kein Vitamin D – die Sonne steht unter 42 Grad über dem Horizont. Daher trifft kaum UV-B-Strahlung auf die Haut
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Vitamin D: Wirkung
Vitamin D hat einige wichtige Funktionen im Körper:
- Knochenstoffwechsel: Die Hauptaufgabe von Vitamin D ist, die Knochen zu stärken. So regt das Vitamin die Produktion und Reifung von Knochenstammzellen an, es fördert zudem die Aufnahme von Kalzium (auch Calcium geschrieben) und Phosphat aus dem Darm und den Einbau beider Substanzen in die Knochen und Zähne – so bleiben diese stabil und hart. Dies ist wiederum der beste Schutz vor Knochenerweichung (Osteomalazie) und Knochenschwund (Osteoporose). Auch mit Magnesium sollte der Organismus ausreichend versorgt sein. Denn Vitamin D und der Mineralstoff sind enge Teamspieler: Nur mit Hilfe von Magnesium kann der Körper das Vitamin D3 in das biologisch aktive Hormon Calciferol umwandeln.
- Muskulatur: Die Muskel- und Schnellkraft sowie die Koordinationsfähigkeit und das Gleichgewicht verbessern sich, wenn der Körper über ausreichende Mengen an Vitamin D verfügt. Eine gute Versorgung mit dem Vitamin ist daher besonders für ältere Menschen wichtig. So lässt sich das Risiko für (gefährliche) Stürze, Knochenbrüche sowie den Verlust der Mobilität senken.
- Immunsystem: Vitamin D trägt vermutlich dazu bei, die Schlagkraft des Immunsystems zu erhöhen, somit kann es sich besser gegen Krankheitserreger zur Wehr setzen.
Vitamin D – wofür noch?
Forscher vermuten einige weitere Wirkungen von Vitamin D, diese sind aber noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Einige Beispiele:
- Nervensystem: Vitamin D wird eine Schutzwirkung auf die Nervenzellen und das Gehirn nachgesagt. Es könnte somit eine Schlüsselrolle bei neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson einnehmen.
- Chronische Krankheiten: Studien haben untersucht, ob Vitamin D auch bei chronischen Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Krebs eine Rolle spielen und so eventuell bei deren Prävention helfen könnte. Zwar deuten einige Untersuchungen auf einen Zusammenhang hin, aber eine ursächliche Beziehung ließ sich bislang nicht nachweisen.
- Psyche: Manche Forscher vermuten, dass Vitamin D eine positive Wirkung auf die Psyche haben und womöglich gegen Depressionen helfen könnte.
- Schwangerschaft und Kinder: Frauen sollten in der Schwangerschaft mit genügend Vitamin D versorgt sein. Denn ein Vitamin D-Mangel könnte sich negativ auf die Gesundheit der werdenden Mutter auswirken. Das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes, Gestosen (körperliche Beschwerden oder Erkrankungen, die durch eine Schwangerschaft verursacht werden) und eine Frühgeburt steigt wahrscheinlich bei einer Unterversorgung. Vitamin D ist auch für Kinder wichtig, um sie vor Rachitis zu schützen. Bei dieser Erkrankung erweichen die Knochen und verformen sich. In den Industrieländern ist Rachitis allerdings sehr selten, weil Babys im ersten Lebensjahr Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel (Supplement) erhalten.
Vitamin D: Werte und Tagesbedarf
Welche Werte gelten für Vitamin D? Über diese Frage wird und wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat Schätzwerte veröffentlicht, wie hoch die tägliche Zufuhr von Vitamin D über die Ernährung sein sollte. Schätzwerte deshalb, weil Angaben zum durchschnittlichen Bedarf fehlen und sich daher keine empfohlene Zufuhr ableiten lässt.
Der Schätzwert geht davon aus, dass der Körper kein Vitamin D produziert und die Ernährung die einzige Quelle für das Vitamin ist. Normalerweise stellt der Körper ungefähr 80 bis 90 Prozent des benötigten Vitamin D durch die Einwirkung von Sonnenlicht (UV-B-Strahlung) selbst her. Nur etwa 10 bis 20 Prozent nimmt ein Mensch über die Nahrung auf.
Wie viel Vitamin D am Tag?
Die Tabelle der DGE zeigt die Werte für den Vitamin D-Tagesbedarf – je nach Alter (und bei fehlender Eigensynthese):
Alter | Vitamin D - in Mikrogramm (µg)/Tag |
---|---|
Säuglinge (0 bis unter 12 Monate) | 10 |
Kinder (1 bis unter 15 Jahre) | 20 |
Jugendliche und Erwachsene (15 bis unter 65 Jahre) | 20 |
Erwachsene (ab 65 Jahren) | 20 |
Schwangere | 20 |
Stillende | 20 |
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten also 20 µg Vitamin D (800 Internationale Einheiten = I.E.) am Tag aufnehmen.
Vitamin D: Blutwerte
Wie gut ein Mensch mit Vitamin D versorgt ist, zeigt der Vitamin D-Spiegel im Blut. Genauer gesagt bestimmen Ärzte die Menge an 25-Hydroxyvitamin D (25-OH-D) im Blutserum. Die Konzentration spiegelt gut die Vitamin D-Zufuhr über die Ernährung und die körpereigene Produktion des Vitamin D wider. Die Vitamin-D-Einheiten sind Nanomol pro Liter (nmol/l) oder Nanogramm pro Milliliter (ng/ml). Daneben gibt es noch Internationale Einheiten (I.E.).
Das Robert Koch-Institut (RKI) stützt sich auf Werte des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM) zur Knochengesundheit und hat sie in folgende Kategorien zusammengefasst:
25(OH)D in nmol/l | 25(OH)D in ng/ml | Interpretation |
---|---|---|
< 30 | < 12 | Mangelhafte Versorgung – es besteht ein erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Rachitis, Knochenerweichung (Osteomalazie) und Knochenschwund (Osteoporose). Bei einem schweren Vitamin D-Mangel liegen die Werte unter 10 ng/ml. |
30 bis < 50 | 12 bis < 20 | Suboptimale Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit |
ab 50 | ab 20 | Ausreichende Versorgung hinsichtlich der Knochengesundheit |
Ärzte sprechen nur dann von einem Vitamin-D-Mangel, wenn Betroffene Symptome haben, also durch den zu niedrigen Vitamin Spiegel gesundheitliche Folgen entstehen.
In Deutschland ist ein Großteil der Bevölkerung (56 Prozent der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren und 45,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen ein und 17 Jahren) unzureichend mit Vitamin D versorgt. Der Marker 25-Hydroxyvitamin D liegt bei einem hohen Prozentsatz der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen unter dem erwünschten Vitamin-D-Normalwert von 50 nmol/l.
Eigentlich ließe sich der gewünschte Wert von 50 nmol/l durch die tägliche Zufuhr von 20 µg Vitamin D über die Ernährung erreichen (bei fehlender Eigenproduktion des Vitamins).
Allerdings nehmen Kinder nur 1 bis 2 µg und Jugendliche und Erwachsene nur 2 bis 4 µg Vitamin D pro Tag über gängige Lebensmittel auf, wie Untersuchungen zeigen. Die Differenz ließe sich daher nur über die körpereigene Vitamin D-Produktion in der Haut oder die Einnahme eines Vitamin D-Präparats decken.
Der wichtigste Ratschlag lautet daher: Gehen Sie oft wie möglich ins Freie und halten Sie Gesicht und die unbedeckten Hände und Unterarme in die Sonne. Je nach Hauttyp reichen 10 bis 25 Minuten in der Sonne (keine Mittagssonne, ihre intensive Strahlung besitzt ein hohes Sonnenbrandrisiko) in der Regel aus, um die Vitamin-D-Produktion genügend anzukurbeln.
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Vitamin D: Lebensmittel
Nur etwa 10 bis 20 Prozent des Vitamin D nimmt ein Mensch über die Nahrung auf – der Rest erfolgt über die Produktion in der Haut. Nicht alle Lebensmittel enthalten das Vitamin in nennenswerten Mengen. Aber es gibt einige besonders Vitamin D-haltige Lebensmittel. Wo ist Vitamin D drin? Meist in Produkten tierischer Herkunft – hier eine Auswahl:
Lebensmittel | Vitamin D in µg pro 100 g |
---|---|
Hering | 7,80 – 25,00 |
Lachs | 16,00 |
Hühnereigelb | 5,60 |
Makrele | 4,00 |
Hühnerei (gesamt) | 2,90 |
Margarine | 2,5 bis 7,5 |
Pfifferlinge | 2,10 |
Champignons | 1,90 |
Rinderleber | 1,70 |
Gouda (45% F. i. Tr.) | 1,30 |
Butter | 1,20 |
Kalbsleber | 0,33 |
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)
Vitamin D-Mangel
Vitamin D ist an verschiedensten Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt. Am wichtigsten ist es für die Knochengesundheit, aber auch für die Muskelfunktion und das Immunsystem spielt es eine bedeutende Rolle. So sorgt es unter anderem dafür, dass Kalzium und Phosphat aus der Nahrung über den Darm aufgenommen wird und fördert deren Einbau in die Knochen. Bei einem Vitamin D-Mangel können verschiedene Vorgänge im Körper nicht mehr reibungslos ablaufen oder der Organismus steuert dem Mangel selbst entgegen – auch das hat Folgen.
Was passiert bei einem Vitamin D-Mangel? Einige Beispiele:
- Fehlt dem Körper Vitamin D, lagert er kein Kalzium in die Knochen ein, sondern setzt es aus diesen frei, um den Kalziumspiegel im Blut möglichst konstant zu halten. Der Mineralgehalt der Knochen sinkt und sie erweichen (Osteomalazie).
- Auch beim Knochenschwund (Osteoporose) spielt Vitamin D eine Rolle. Bei einem Mangel kann der Körper über den Darm nicht mehr genügend Kalzium aus der Nahrung aufnehmen und in die Knochen einbauen. Die Knochendichte verringert sich und der Knochen baut sich um, verändert seine Struktur, wird instabil, porös und brüchig.
- Ein Mangel an Vitamin D beeinträchtigt auch die Muskelfunktion. Die Muskelkraft, Koordination, Reflexe und das Gleichgewicht können beeinträchtigt sein. So erhöht sich die Gefahr von Stürzen und Knochenbrüchen.
- Vitamin D ist auch für ein starkes Immunsystem wichtig. Es aktiviert bestimmte Abwehrzellen, die T-Lymphozyten, mit denen sich die Immunabwehr gegen Eindringlinge zur Wehr setzt. Bei einem Vitamin D-Mangel nimmt die Anfälligkeit für Infektionen zu.
Vitamin D-Mangel: Symptome
Vitamin D ist an vielen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt, ebenso vielfältig können deshalb auch die Anzeichen eines Vitamin D-Mangels sein.
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsstörungen, verlangsamtes Denken
- Verringerte Muskelkraft, Muskelschmerzen und -krämpfe
- Rückenschmerzen, Knieschmerzen
- Hautprobleme, etwa ein Hautausschlag
- Haarausfall, brüchige Nägel
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Schlafstörungen, hohes Schlafbedürfnis
- Stimmungsschwankungen, Depressionen
- Knochenschmerzen und Verformung der tragenden Knochen aufgrund der Knochenerweichung (Osteomalazie)
- Knochenbrüche durch den Knochenschwund (Osteoporose)
- Überfunktion der Nebenschilddrüse – sie produziert vermehrt Parathormon, das den Kalziumspiegel im Blut erhöht, den Phosphatspiegel senkt und die Produktion von Vitamin D3 in der Niere ankurbelt
- Verringerte Körpergröße
Manche Betroffene berichten zudem von Sehstörungen, Schwindelgefühl und übermäßigem Schwitzen, was jedoch auch andere Ursachen haben kann. Auch einen Zusammenhang zwischen einem Vitamin D-Mangel und einer Gewichtszunahme diskutieren Experten. Sie haben beobachtet, dass übergewichtige Menschen einen niedrigen Vitamin D-Spiegel haben. Allerdings scheint es laut einer Studie von Londoner Forschern eher so zu sein: Die Fettleibigkeit ist für niedrige Vitamin-D-Spiegel verantwortlich und nicht umgekehrt – zu wenig Vitamin D macht nicht dick.
Vitamin D-Mangel: Ursachen und Risikofaktoren
Die Hauptmenge des Vitamin D produziert der Körper in der Haut durch die Einwirkung von Sonnenlicht. Nur ungefähr 10 bis 20 Prozent des Vitamins nimmt der Mensch über die Nahrung auf. Damit ist die wichtigste Ursache für einen Vitamin D-Mangel: der fehlende oder zu geringe Kontakt der Haut mit der UV-B-Strahlung der Sonne.
Im Sommer halten sich die meisten Menschen viel im Freien auf und füllen ihre Vitamin D-Speicher im Körper auf. In der dunklen und kalten Jahreszeit verbringen sie dagegen viel Zeit zuhause. Dann leeren sich diese Speicher nach und nach. So ist es eigentlich normal, dass die Vitamin D-Spiegel im Winter bei vielen niedriger sind.
Manche Menschen haben ein besonderes Risiko für einen Vitamin D-Mangel. Einige Beispiele:
- Personen, die chronisch krank, nicht mobil oder pflegebedürftig sind. Sie können nur selten oder gar nicht nach draußen. Dazu gehören beispielsweise Senioren, die in Alten- oder Pflegeheimen leben.
- Das Alter selbst ist ein Risikofaktor für einen Vitamin D-Mangel. Denn die körpereigene Vitamin-Produktion sinkt mit zunehmenden Lebensjahren. Geschuldet ist dies vermutlich einer Abnahme der Hautdicke und der verringerten Fähigkeit, das Vitamin D in der Leber und den Nieren zu mobilisieren. Zudem essen Senioren oft weniger und nehmen somit auch über die Nahrung kaum Vitamin D zu sich.
- Auch Babys können eine Vitamin D-Mangel erleiden, weil sie im ersten Lebensjahr keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sein dürfen. Außerdem enthält Muttermilch nur geringe Mengen an Vitamin D. Daher erhalten sie in den ersten Lebensmonaten standardmäßig Präparate mit diesem Vitamin.
- Personen, die aus religiösen oder kulturellen Gründen nur mit sehr bedeckter Haut ins Freie gehen. Dazu gehören Ordensschwestern, aber auch Frauen, die Nikab, Tschador oder Burka tragen.
- Menschen mit dunkler Hautfarbe – ihre Haut ist stärker pigmentiert und lässt weniger UV-Strahlung durch. Sie benötigen eine höhere UV-B-Intensität und längere Aufenthalte in der Sonne, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. In den hiesigen Breiten reicht die Intensität der UV-Strahlung kaum aus.
- Fehl- und Mangelernährung
- Veganer und Vegetarier – Vitamin D steckt oft in tierischen Lebensmitteln. Vor allem wer sich vegan ernährt und ganz auf tierische Produkte verzichtet, nimmt oft zu wenig Vitamin D über die Nahrung auf.
- Chronische Darmerkrankungen, etwa eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Der Verdauungstrakt kann Vitamine schlechter aus der Nahrung aufnehmen.
- Chronische Leber- und Nierenerkrankungen
- Menschen mit erhöhtem Vitaminbedarf, etwa Kinder und Jugendliche in der Wachstumsphase, Schwangere oder Stillende.
- Einnahme bestimmter Medikamente, die in den Vitamin D-Stoffwechsel eingreifen. Beispiele sind Zytostatika bei Krebs oder Antiepileptika bei Krampfanfällen.
Dass zu wenig Vitamin D Übergewicht verursacht, ließ sich in Studien bisher nicht nachweisen. Bekannt ist hingegen, dass übergewichtige und fettleibige Menschen oft zu geringe Vitamin D-Werte haben. Die Ursache hierfür scheint das Zuviel an Fett zu sein und nicht andersrum. Auch die Ergebnisse anderer Studien stützen diese These: Selbst durch eine Langzeitbehandlung mit hochdosiertem Vitamin D konnten Übergewichtige nicht nennenswert abnehmen.
Vitamin D-Mangel: Einmaliger Test ist nicht aussagekräftig
Einen flächendeckenden Test auf Vitamin D-Mangel empfehlen Ärzte derzeit nicht, sondern nur bei Risikopersonen oder einem begründeten Verdacht auf einen Mangel. Wenn Mediziner den Vitamin D-Status nur einmalig messen, liefert er lediglich eine Momentaufnahme. Daraus lässt sich jedoch nicht auf einen länger anhaltenden Vitamin D-Mangel schließen.
Auch sind die Messmethoden in den Laboren oft unterschiedlich und die Messergebnisse schwanken. Außerdem unterliegt der Vitamin D-Spiegel erheblichen saisonalen Schwankungen: Im Frühjahr und Sommer füllen sich die Vitamin D-Speicher, in den dunklen Herbst- und Wintermonaten leeren sie sich wieder. Daher gehen Experten beim Großteil der gesunden deutschen Bevölkerung heute nicht von einem behandlungsbedürftigen Vitamin-D-Mangel aus.
Vitamin D-Mangel: Therapie
Ein Vitamin D-Mangel bedarf Ärzten zufolge nur dann einer Therapie, wenn er krank macht und Symptome verursacht, zum Beispiel Schmerzen, die durch eine Knochenerweichung entstehen. Auch für Risikogruppen, etwa bettlägerige Senioren, kann eine Behandlung mit Vitamin D sinnvoll oder notwendig sein. Aber nicht jeder Mensch, der einen niedrigen Vitamin D-Spiegel hat, muss diesen gleich behandeln (lassen).
Einen Vitamin D-Mangel können Sie zunächst selbst beheben, in dem Sie häufig an die frische Luft gehen und sich für eine bestimmte Zeit der Sonne aussetzen. Achten Sie darauf, dass Gesicht, Hände und Unterarme (eventuell auch die unteren Beine) unbedeckt bleiben. Verzichten Sie außerdem auf Sonnenschutzmittel. Je nach Hauttyp genügen 10 bis 25 Minuten pro Tag in der Sonne, damit die Vitamin D-Produktion ausreichend angekurbelt wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat Richtwerte für die Dauer der Sonnenbestrahlung veröffentlicht, die eine ausreichende Vitamin D-Produktion sicherstellen – je nach Hauttyp und Jahreszeit:
Hauttyp I/II (helle bis sehr helle Hautfarbe, hellrotes oder blondes Haar, blaue oder grüne Augen | Hauttyp III (mittlere Hautfarbe, dunkle Haare, braune Augen) | |
---|---|---|
März bis Mai | 10 bis 20 Minuten | 15 bis 25 Minuten |
Juni bis August | 5 bis 10 Minuten | 10 bis 15 Minuten |
September bis Oktober | 10 bis 20 Minuten |
15 bis 25 Minuten |
Vormittags zwischen 10 und 11:30 Uhr sowie nachmittags zwischen 15 und 18 Uhr können Sie die Dauer der Sonnenbestrahlung in der Regel verdoppeln, denn die UV-Strahlung ist weniger intensiv. Bei ausgedehnteren Sonnenbädern gilt: Sonnenschutz verwenden! Sonst steigt die Gefahr von Hautkrebs.
In den Monaten Oktober bis März ist die Sonnenstrahlung in Deutschland nicht stark genug, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Der Körper kann es jedoch im Fettgewebe, den Muskeln und in geringen Mengen in der Leber speichern. Im Winter greift er auf diese Reserven zu. Sie leeren sich also in den Herbst- und Wintermonaten und im Frühjahr müssen Sie diese wieder auffüllen – indem Sie häufiger ins Freie gehen.
Vitamin D-Mangel: Tipps für den Alltag
Weitere Möglichkeiten, um den Vitamin D-Spiegel zu verbessern oder einen Mangel zu beheben, sind:
- Verzehren Sie regelmäßig Lebensmittel, die reich an Vitamin D sind. Dazu gehören zum Beispiel fette Seefische wie Lachs, Aal, Hering und Makrele, die Sie zwei- bis dreimal pro Woche auf den Teller bringen. Auch Pilze wie Champignons, Steinpilze oder Pfifferlinge sind gute Lieferanten des Vitamins. Eier, Butter, Margarine und Milch enthalten ebenfalls Vitamin D, allerdings nur in geringen Mengen.
- Bewegen Sie sich ausreichend an der frischen Luft und treiben Sie Sport – sowohl im Sommer als auch im Winter. So stärken Sie zudem Ihre Muskeln und Gelenke.
- Lassen Sie bestehende Erkrankungen ausreichend behandeln, etwa chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Zöliakie oder Leber- oder Nierenkrankheiten.
Vitamin D-Mangel: Welcher Arzt?
Wenn Sie einen Vitamin D-Mangel bei sich vermuten, ist zunächst der Hausarzt der richtige Ansprechpartner. Er kann den Vitamin D-Spiegel – besser gesagt das 25-Hydroxyvitamin D (25-OH-D) – im Blutserum bestimmen. Allerdings ist eine einmalige Messung noch nicht besonders aussagekräftig. Die meisten Menschen haben im Winter einen niedrigen Vitamin D-Wert. Je nach Diagnose kommen manchmal noch weitere Ärzte hinzu, zum Beispiel ein Hormonspezialist (Endokrinologe) oder ein Knochenspezialist (Osteologe).
Vitamin D: Verschreibungspflichtig oder nicht?
Vitamin D gibt es in verschiedenen Darreichungsformen, zum Beispiel als Öl, Tropfen, Tabletten, Kapseln oder Weichkapseln. Ob Vitamin D verschreibungspflichtig ist, hängt von der Dosierung (Wirkstoffmenge) ab, die in einer Tablette, Kapsel oder in einem Milliliter Lösung enthalten ist. Präparate können rezeptpflichtig, apothekenpflichtig oder freiverkäuflich in der Apotheke, Drogerie, im Reformhaus oder im Internetversandhandel erhältlich sein. Einige Beispiele:
- Weichkapseln mit 20.0000 I.E. Vitamin D sind verschreibungspflichtig. Die Krankenkassen übernehmen einmalig die Kosten dafür, wenn tatsächlich ein Vitamin D-Mangel vorliegt.
- Ein Öl mit Vitamin D, das Sie tropfenweise einnehmen und dessen Dosierung pro Milliliter den Weichkapseln entspricht, ist ebenfalls verschreibungspflichtig. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür. Allerdings umfasst das Anwendungsgebiet nicht nur den Vitamin D-Mangel, sondern auch die vorbeugende Behandlung bei einem erwiesenen Risiko für die Mangelerkrankung.
- Apothekenpflichtige Präparate enthalten nur maximal 1.000 I.E. Vitamin D. Sie sind rezeptfrei erhältlich. In der Regel müssen Sie selbst für die Kosten aufkommen, aber es gibt Ausnahmen. Beispielweise, wenn eine sogenannte manifeste Osteoporose vorliegt, die Knochenbrüche begünstigen kann.
- Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arzneimittel und müssen auch keine Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit durchlaufen. Die Krankenkassen erstatten die Kosten für Nahrungsergänzungsmittel grundsätzlich nicht. Auch hier brauchen Sie kein Rezept.
Besprechen Sie am besten mit Ihrem Arzt, ob die Einnahme eines Präparats empfehlenswert ist und wenn ja, welches Sie verwenden sollten.
Vitamin D-Mangel: Folgen für die Knochen
Ein Vitamin D-Mangel kann verschiedene Folgen für den Körper haben, allen voran für die Knochen. Einige Beispiele für mögliche Auswirkungen:
- Rachitis: Bei Babys und Kindern mineralisieren sich die Knochen nicht ausreichend, wenn Vitamin D fehlt. Der Körper kann keine genügenden Mengen an Kalzium und Phosphat in die Knochen einbauen. Sie bleiben weich und können sich verformen. Weil Kinder im ersten Lebensjahr noch nicht in die direkte Sonne dürfen und sich somit kein Vitamin D bilden kann, erhalten sie in dieser Zeit Präparate mit dem Vitamin.
- Knochenerweichung (Osteomalazie): Diese Erkrankung betrifft Erwachsene. Aus den Knochen löst sich Kalzium heraus, sie demineralisieren und werden weich.
- Knochenschwund (Osteoporose): Ein Vitamin D-Mangel kann die Entwicklung von Osteoporose begünstigen, eine Erkrankung, bei der die Knochendichte abnimmt. Sie betrifft besonders oft Frauen in höherem Lebensalter. Die Knochen verändern ihre Struktur, verlieren ihre Stabilität und das Risiko für Stürze und Knochenbrüche steigt.
Möglich sind noch andere Auswirkungen auf die Gesundheit, etwa Kopfschmerzen, Müdigkeit, Stimmungsschwankungen oder eine Depression. Einige Studien deuten darauf hin, dass ein Vitamin D-Mangel mit Krankheiten wie hohem Blutdruck, Herzinfarkt, Typ-2-Diabetes oder Krebs in Verbindung stehen könnte. Ausreichend wissenschaftlich nachgewiesen sind die ursächlichen Zusammenhänge aber bislang nicht.
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Vitamin D: Supplemente
In bestimmten Fällen sind Vitamin D-Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel) empfohlen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät nur dann zu Vitamin D-Präparaten, wenn eine unzureichende Versorgung durch einen Bluttest nachgewiesen ist und sich dies derzeit weder über die körpereigene Produktion noch durch die Ernährung verbessern lässt. Diese Einschränkung besteht, weil eine übermäßige Einnahme von Vitamin D-Präparaten gesundheitsschädliche Folgen, wie etwa zu hohe Kalziumwerte im Blut (Hyperkalzämie), verursacht (siehe: Vitamin D: Überdosierung).
Die Nahrungsergänzung mit Vitamin D kann für bestimmten Risikogruppen sinnvoll sein, zum Beispiel Personen:
- mit dunkler Hautfarbe
- die nur mit stark bedecktem Körper ins Freie gehen
- die älter, nicht mobil, chronisch krank oder pflegebedürftig sind
Wann man das Vitamin D einnehmen soll, ist nicht genau festgelegt. Es gibt keine bestimmte Tageszeit. Allerdings ist Vitamin D fettlöslich, weshalb die Einnahme zu den Mahlzeiten ratsam ist. Dann kann der Körper es besser aufnehmen und verwerten.
Vitamin D-Supplementierung bei Babys zur Rachitis-Prophylaxe
Neugeborene dürfen in den ersten Lebensmonaten nicht in die Sonne und können daher auch kein Vitamin D produzieren. Säuglinge erhalten ab der ersten Lebenswoche bis zum Ende des ersten Lebensjahres eine Vitamin D-Tablette pro Tag. Sie enthält 400 bis 500 Internationale Einheiten (I.E) Vitamin D. So wird ein Schätzwert von 10 µg Vitamin D erreicht. Alternativ gibt es auch Vitamin D-Tropfen fürs Baby. Die Rachitis-Prophylaxe können Eltern in Absprache mit dem Kinderarzt im zweiten Lebensjahr in den Wintermonaten fortführen. Nach dem zweiten Geburtstag ist sie in der Regel nicht mehr nötig. Oft kombinieren Ärzte das Vitamin D mit Fluorid, um gleichzeitig Karies vorzubeugen.
Die Empfehlung für die Vitamin D-Supplementierung gilt für gestillte und nicht-gestillte Säuglinge, denn weder die Muttermilch noch die Säuglingsnahrung enthält genügend Vitamin D.
Vitamin D: Überdosierung
Viele fragen sich, ob man auch zu viel Vitamin D zu sich nehmen kann – die Antwort lautet: ja, man kann es überdosieren. Vitamin D ist fettlöslich und wird im Fett- und Muskelgewebe gespeichert. Wer jetzt zusätzlich Vitamin D hochdosiert als Präparat einnimmt, riskiert eine akute oder schleichende Vitamin D-Überdosierung. Es kommt zur Vergiftung (Intoxikation). Die Kalziumwerte im Blut steigen an und eine Hyperkalzämie kann sich entwickeln.
Die Vitamin D-Überdosierung kann sich durch diese Symptome bemerkbar machen:
- Müdigkeit
- Muskelschwäche
- Übelkeit, Erbrechen
- Verstopfung oder Durchfall
- Bauchkrämpfe
- Herzrhythmusstörungen
- Niere: Nierensteine, Nierenverkalkung, Abnahme der Nierenfunktion
Vitamin D kann also auch einige (schwerwiegende) Nebenwirkungen haben. Informieren Sie sich daher immer bei Ihrem Arzt, ob Sie wirklich ein Vitamin-Präparat brauchen.
Vitamin D: Ab wann zu viel?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beziffert den akzeptablen Höchstwert für Vitamin D auf 100 µg pro Tag. Nehmen Erwachsene und Kinder ab elf Jahren täglich Vitamin D bis zu dieser Menge auf, sind nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Allerdings fließen in den UL-Wert sämtliche Vitamin D-Quellen mit ein, aus denen ein Mensch das Vitamin aufnimmt: Vitamin-D-Präparate, angereicherte Lebensmittel und die normale Ernährung.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält die tägliche Einnahme von Vitamin D-Präparaten mit Dosierungen von 50 µg oder 100 µg aus ernährungswissenschaftlicher Sicht für unnötig. Bei gelegentlichem Verzehr solcher hochdosierten Präparate seien gesundheitliche Beeinträchtigungen unwahrscheinlich. Eine langfristige und tägliche Einnahme könne jedoch laut Studien ein erhöhtes gesundheitliches Risiko bedeuten. Eine Überdosierung von Vitamin D alleine durch die Ernährung und viel Sonne ist übrigens nicht möglich.
Wie schnell baut sich Vitamin D ab?
Der Körper scheidet überschüssiges Vitamin D nicht einfach aus oder baut es ab, sondern speichert es einige Monate lang im Fettgewebe und in den Muskeln, in geringer Menge auch in der Leber. So kann er bei Bedarf auf den Vorrat zugreifen.
Vitamin D wird im Blut an Eiweiße gebunden und dann zur Leber transportiert. Dort wird es chemisch umgewandelt und gelangt anschließend in die Nieren, wo ein weiterer chemischer Schritt stattfindet. Erst dadurch entsteht das biologisch wirksame Calcitriol. Es hat nur eine kurze Halbwertszeit von ungefähr vier bis sechs Stunden. Calcidiol (25-Hydroxy-Vitamin D) im Plasma hat dagegen eine Halbwertszeit von etwa 15 Tagen. Es gilt als Speicherform des Vitamin D, weshalb die Labore in der Regel das 25-Hydroxy-Vitamin D bestimmen. Daraus lässt sich auch ableiten, ob der Vitamin D-Wert zu hoch oder zu niedrig ist.
Quellen
- Vimaleswaran K S et al.: Causal Relationship between Obesity and Vitamin D Status: Bi-Directional Mendelian Randomization Analysis of Multiple Cohorts; PLOS Medicine; 5. Februar 2013; DIO: https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1001383
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Ausgewählte Fragen zu Vitamin D: www.dge.de: Abruf: 01.09.2020
- Online-Informationen Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Vitamin D – Referenzwerte: www.dge.de; Abruf: 01.09.2020
- Online-Informationen Robert Koch-Institut (RKI): www.rki.de; Abruf: 01.09.2020
- Online-Informationen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Vitamin D: Einnahme hochdosierter Nahrungsergänzungsmittel unnötig, Stellungnahme vom 31. Juli 2020: www.bfr.bund.de; Abruf: 02.09.2020
- Online-Informationen Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D: www.bfr.bund.de; Abruf: 02.09.2020
- Online-Informationen Max Rubner-Institut (MRI). Nationale Verzehrsstudie II: www.mri.bund.de; Abruf: 02.09.2020
- Online-Informationen Verbraucherzentrale: www.verbraucherzentrale.de; Abruf: 02.09.2020
- Online-Informationen Öffentliches Gesundheitsportal Österreich: www.bzfe.de; Abruf: 02.09.2020
- Online-Informationen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.: www.kinderaerzte-im-netz.de; Abruf: 03.09.2020