Der Begriff „Burn-out“ stammt aus dem Englischen und steht übersetzt für „ausbrennen“. Menschen, die an einem Burn-out leiden, erleben einen Zustand starker emotionaler und körperlicher Erschöpfung. Ausgelöst wird das vor allem durch chronische Überforderung, sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Schätzungen zufolge sind bis zu 13 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland von einem Burn-out betroffen.
Typische Symptome sind anhaltende Erschöpfung, sinkende Leistungsfähigkeit, sozialer Rückzug und ein Gefühl, das viele Betroffene als „innere Leere“ beschreiben. „Um gar nicht erst in diesen Zustand hineinzugeraten, ist es wichtig, sich selbst regelmäßig zu beobachten“, empfiehlt Jacob Drachenberg, Trainer für gesunde Stressbewältigung. „Wie fühle ich mich? Bin ich gestresst, womöglich überfordert?“
Typische Frühwarnzeichen für ein Burn-out
„Wenn einem Dinge schwerfallen, über die man sonst gar nicht groß nachdenkt, dann ist das ein deutliches Zeichen“, sagt der studierte Psychologe. „Das kann privat und auch beruflich sein. Zum Beispiel ist man im Supermarkt und weiß nicht mehr, wo was liegt oder was genau eingekauft werden soll. Oder dass im Job eine Aufgabe, die sonst in zehn Minuten erledigt ist, eine ganze Stunde dauert.“
Ein Burn-out ist oft auch verbunden mit sozialem Rückzug. „Treffen mit Freunden und Familienmitgliedern sind keine Ressource mehr, aus der wir Energie schöpfen, sondern eine Belastung“, so Stresstrainer Drachenberg, der auch Workshops in Unternehmen hält. „Wenn eigentlich schöne Aktivitäten plötzlich anstrengend und stressig erscheinen, dann sollten Sie aufmerksam werden.“
Nach anstrengenden Zeiten braucht jeder Mensch eine individuelle Phase der Erholung, um seine Energiespeicher wieder aufzutanken. „Stellen Sie sich vor, Sie versuchen zu entspannen, weder Körper noch Geist haben eigentlich etwas zu tun. Und trotzdem können Sie nicht abschalten. Das ist der erste Schritt in den Teufelskreis.“ Wer sich nicht erholen kann, hat weniger Energie, macht mehr Fehler, hat noch mehr Stress, findet wieder keine Erholung. Um gar nicht erst in diesen Kreislauf hineinzugeraten, achten Sie zusätzlich auf folgende Frühwarnzeichen:
- Schwierigkeiten, einfache Entscheidungen zu treffen
- Langes Grübeln ohne Lösungsfindung
- Weniger Zeit für eigene Bedürfnisse haben, z.B. Sport, Hobbys
- Gefühl, nicht mehr abschalten zu können
- Schlafprobleme
- Auffälliges Essverhalten
- Vermehrter Tabak- und Alkoholkonsum
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Verspannungen
- Beklemmungsgefühl in der Brust
„Es ist nicht einfach, bei sich selbst solche Frühwarnzeichen zu erkennen. Vor allem, wenn man bereits teilweise im Burn-out-Zustand steckt“, sagt Drachenberg. Der Stress-Experte hat eine Methode entwickelt, um die Selbstwahrnehmung zu aktivieren und zu vereinfachen. „Mit dem TrackMyDay-System beobachten Sie 30 Tage lang Ihr Verhalten und Ihre Gefühlswelt und können beides anhand von 25 Parametern dokumentieren“, erklärt Drachenberg. „Wenn Leistungsfähigkeit und Stimmung sinken, zeigt sich das deutlich.“
Wer Frühwarnzeichen bei sich selbst entdeckt, sollte nicht zögern zu handeln. „Wenn an unserem Auto ein Warnlämpchen blinkt, schicken wir es sofort in die Werkstatt. Leuchten hingegen unsere mentalen und körperlichen Notsignale, greifen wir oft zu provisorischen Lösungen, zum Beispiel Alkohol, Kopfschmerztabletten oder Energy-Drinks“, mahnt Drachenberg. „Die Probleme verschwinden dadurch aber nicht.“
Tipps: Was hilft bei Alltagsstress? (Unser Podcast für ein gutes Körpergefühl – Folge #3)
Zu Gast im Podcast:
Patricia Cammarata, Psychologin und Bestseller-Autorin. Ihre Schwerpunktthemen: Kindererziehung und digitale Medien, Privatheit im Internet sowie Mental Load und Gleichberechtigung.Der Familienalltag kann oft zur Mammutaufgabe werden. Mental Load heißt das Phänomen des ständigen „An-alles-denken-müssens“. Besonders Mütter fühlen sich für die vielen To-dos im Haushalt und in der Familie verantwortlich. Doch die Last im Kopf lässt sich erleichtern. Kluge Strategien sind gefragt und Gleichberechtigung. Die Psychologin und Bestseller-Autorin Patricia Cammarata erklärt, wie sich die Aufgaben besser strukturieren und aufteilen lassen – und warum das auch Kindern und Partnern guttut.
Wenn Sie merken, dass Sie mit Ihren Problemen nicht mehr alleine zurechtkommen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Hausarzt darüber. Er kann Sie bei Bedarf an einen Psychologen oder Psychotherapeuten überweisen. Einen Experten in Ihrer Nähe finden Sie hier. Auch die Telefonseelsorge hilft weiter mit Mail- und Chatberatung sowie kostenlosen Anrufen unter 0800/1110111 oder 0800/1110222.